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20 Netzhautreizungen unmittelbar nach der Operation zur Beobachtung
kommen. Man sieht, dass bei Belichtung eine negative Schwankung des
Dunkelstromes mit kleinem positivem Vorschlag eintritt und dass bei Ver
dunkelung eine abermalige negative Schwankung mit positivem Vorschlag
und dann Rückkehr zur Dunkelstromgrösse erfolgt. Die negative Schwankung
bei Verdunkelung hatte in der Mehrzahl der Versuche ganz dieselbe Grösse
wie die auf Belichtung einsetzende Stromschwankung. Wenn man so will,
kann man, einem vielfach geübten Brauche folgend, die Rückkehr zum
Werth des ursprünglichen Dunkelstromes als eine positive Schwankung be
zeichnen, indessen ist hierbei im Auge zu behalten, dass diese nicht über
den Werth des Dunkelstromes hinausführt. Ob unter diesen Umständen
die bei den meisten Autoren gebräuchliche Bezeichnung „positive Schwankung“
sinngemäss ist, scheint mir allerdings sehr fraglich.
Belichtet man die Netzhaut längere Zeit (10 Secunden und mehr), so
sieht man auf die erste negative Schwankung, nach deren Ablauf die
Galvanometernadel eine Zeitlang die erreichte Einstellung beibehält, eine
erneute Abnahme der Stromstärke folgen, welche sich in ganz ähnlichem
zeitlichem Ablauf und Umfang vollzieht, wie die erste Schwankung (Fig. 4).
Verdunkelt man dann, so tritt die typische negative Verdunkelungs-
Schwankung, eventuell mit positivem Vorschlag, und darauf die Rückkehr der
Nadel zum Dunkelstromwerth ein. Die doppelte Schwankung bei länger
dauernder Reizung haben auch Himstedt und Nagel (13) am Auge des
Huhnes festgestellt, bei dem auch ich die gleichen Verhältnisse wiederfaud.
Bald nach Beginn der Versuche ändert sich der Typus des Strom
ablaufes. Zuerst bleibt der positive Vorschlag der negativen Verdunkelungs
schwankung aus (Fig. 5); dann wird die negative Schwankung auf Licht
entziehung immer kleiner und fällt schliesslich ganz fort; der Strom kehrt
also bei der Verdunkelung einfach zu dem Werth zurück, welchen er vor
der Reizung hatte (Fig. 6); hat man dann mehrere Stunden lang die Reiz
versuche fortgesetzt, so kann auch der positive Vorschlag der negativen
Belichtungsschwankuug ausbleiben, und die ganze Erscheinung besteht dann,
wie Fig. 7 zeigt, nur in einfacher negativer Schwankung bei Belichtung,
Rückkehr zur früheren Stromgrösse bei Verdunkelung. Ist dieses letzte
Stadium erreicht, so vollziehen sich die Ausschläge der Galvanometemadel
meistens träger und werden gleichzeitig kleiner und kleiner, ein Zeichen,
dass die Reactionsfähigkeit des Organes allmählich erlischt; eine Erholung
nach längerem Aussetzen der Reizungen habe ich dann nie mehr beob
achtet.
Registrirt man photographisch die Capillarelektrometerausschläge, welche
auf Lichtreizung der Netzhaut erfolgen, so zeigt sich, dass die erhaltenen
Curven von dem aus den Galvanometerbeobachtungen abgeleiteten Bilde in