Full text: Untersuchungen über das elektromotorische Verhalten der Netzhaut bei Warmblütern

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Stromkreis bezogen, negativ zur hinteren Sklerawand bezw. zu dem retro 
bulbär gelegenen grossen Ganglion opticum. Bei Belichtung beobachtet 
man eine positive, alsbald ein wenig wieder abfallende Stromschwankung, 
bei Verdunkelung schnelle Rückkehr zur Dunkelstromgrösse. Maximalen 
Reizwerth haben die blaugrünen Strahlen (ca. 500 p,p.) des Nernst-Licht- 
spectrums. Die im Vergleich zum Froschauge umgekehrte Richtung von 
Dunkel- und Belicbtungstrom erklärt sich durch die beim Cephalopoden um 
gekehrte Lagerung der analogen Netzhautschichten bezw. nervösen Theile des 
Sehapparates: die Stäbchen kehren ihre freien Enden dem Bulbusinnern 
zu, sind also den eigenthch nervösen Bestandtheilen der Netzhaut, welche 
der Sklera anhegen, aufgelagert. Die Sklera wird von zahlreichen Nerven 
fasern durchbrochen, und diese ziehen zum Ganglion opticum, dessen Zell 
schichten nach Kopsch der Ganghonzell- und der Faserschicht entsprechen 
sollen, welche in der Froschnetzhaut der Stäbchen- und Zapfenschicht nach 
dem Bulbusinnern zu aufgelagert sind. 
Dass die im Vergleich zum Wirbelthierauge umgekehrte Schichtenfolge 
der Netzhautbestandtheile im Cephalopodenauge auch umgekehrte Richtung 
des Dunkel- und Belichtungsstromes im Gefolge hat, dass also jedes Mal 
das negative Potential nach Lichtreizung von der Schicht der Stäbchen 
abgeleitet wird, ist ein vergleichend-physiologischer Befund von nicht ge 
ringem Interesse. 
Aufgabe dieser Untersuchung. 
Aus der Darstellung der bisherigen Forschungsergebnisse ist ersichtlich, 
dass die Untersuchungen über die Netzhautströme sich fast ausschliesslich 
mit den Vorgängen im Froschauge befasst haben und dass unsere Kenntnisse 
über die elektromotorische Thätigkeit der Warmblüterretina noch sehr dürftig 
sind. Es sind wohl hier und da kurze Notizen darüber zu finden, aber 
zur Erschliessung dieses Gebietes durch systematisch fortschreitende Bx- 
perimentaluntersuchungen ist bisher kaum ein energischer Anfang gemacht 
worden. Und doch lassen schon die wenigen bisher erhobenen Befunde 
weitere Versuche an Warmblüteraugen sehr wünschenswerth erscheinen, 
denn die hier vorliegenden Verhältnisse scheinen in wichtigen Punkten von 
denen der Froschnetzhaut abzuweichen: z. B. kommt vielfach die umgekehrte 
Richtung der Actionsströme zur Beobachtung (negative Schwankung), auch 
fehlt nach den Angaben der meisten Autoren eine der am Froschauge 
festgestellten ähnliche, positive Verdunkelungsreaction. Zur Aufklärung dieser 
Differenzen und zur Ausfüllung jener Lücke in unserem Wissen durch 
Beibringung neuer Beobachtungen beizutragen, war der erste Zweck 
meiner Versuche. Wie weit hierdurch auch der theoretische Einblick in
	        
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