Full text: Untersuchungen über das elektromotorische Verhalten der Netzhaut bei Warmblütern

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Bulbusreizung feststellte. Die Thatsache aber, dass reflectorisch nach Licht 
reizung des einen Auges im anderen elektromotorisch wirksame Vorgänge 
wachgerufen werden können, bringt eine neue Complication in den ganzen 
Erscheinungscomplex, welche die Entwickelung einer Theorie über das Wesen 
dieser Vorgänge ganz erheblich erschwert. Engelmann ist geneigt, als 
mitwirkende Ursache für die elektromotorischen Processe die ja auch re 
flectorisch auslösbaren Zapfenbeweguugen in Betracht zu ziehen. 
Hiermit sind die am Froschauge gewonnenen Erfahrungen wohl ziemlich 
erschöpfend vorgetragen. Unsere Kenntnisse über die analogen Vorgänge 
bei anderen Vertebraten und bei den übrigen Thierclasseu sind bisher sehr 
dürftig und zum Theil sich widersprechend und bedürfen dringend der 
Vervollständigung. Immerhin stimmen in einem Punkte die Ergebnisse 
aller Autoren vollkommen überein, dass nämlich die Richtung des Dunkel 
stromes bei allen Wirbelthieraugen die gleiche ist wie beim Frosch, d. h. 
der Strom fliesst normaler Weise im Draht von der Comea zur hinteren 
Ableitungsstelle (Sehnervenquerschnitt oder hintere ßulbuswand) oder von 
der Faser- zur Stäbchenseite der Netzhaut. 
Wegen zu geringer Ueberlebenskraft der exstirpirten Augen fand 
Holmgren (10) die meisten Fische zur Untersuchung der Actionsströme 
untauglich, und es gelang ihm kaum, in Untersuchungen an Augen von 
Hecht, Dorsch und Blei einen Actionsstrom auf Lichtreiz mit Sicherheit 
nachzuweisen. Kühne und Steiner (15) fanden bei Hecht, Barsch und 
Weissfisch den Dunkelstrom von gleicher Richtung wie am Froschauge, 
also von Cornea zum Sehnervenquerschnitt im äusseren Stromkreis fiiessend. 
Bei Belichtung wie bei Verdunkelung trat eine positive Stromschwankung 
auf; während der Dauer der Belichtung fiel die elektromotorische Kraft 
langsam ab. Wurde die hintere Hälfte des äquatorial halbirten Bulbus 
von Glaskörpern und Sehnervenquerschnitt abgeleitet, so beobachtete man 
bei Belichtung positive Schwankung mit negativem Vorschlag, bei Ver 
dunkelung positive Schwankung. Die Netzhaut, von Stäbchen und Faser 
seite abgeleitet, zeigte dasselbe Verhalten, indessen blieb in manchen Fällen 
der auf den negativen Vorschlag folgende Rückschlag so gering, dass die 
elektromotorische Kraft unter dem Werth des Dunkelstromes blieb. Er- 
müdungs- und Absterbeerscheinungeu am Bulbuspräparate bestanden in 
einer Reductiou der Grösse der positiven Lichtreaction und in einem Aus 
bleiben der Verdunkelungsreaction; in vorgerückterem Ermüduugsstadium 
trat bei Belichtung negative Schwankung ein, und bei Verdunkelung kehrte 
der Strom nicht mehr zur Dunkelstromgrösse zurück. Netzhäute waren 
haltbarer als ganze Bulbi (C0 2 -Iutoxication in letzterem?). Von Interesse 
ist die Mittheilung Kühne’s und St ein er’s, dass es gelang, bei Ableitung 
von Längs- und Querschnitt des Sehnerven bei galvanischer Reizung wie
	        
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