Full text: Untersuchungen über das elektromotorische Verhalten der Netzhaut bei Warmblütern

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durch Schätzung ausgeglichen waren, können diese Untersuchungen der 
beiden englischen Forscher nur zur allgemeinen Orientirung dienen, kaum 
aber zu allgemeinen Schlössen verwerthet werden. Nagel und Himstedt 
(12) haben den für unser Auge schon schwierigen, für das Froschauge aber 
ganz problematischen heterochromen Helligkeitsausgleich bei ihren Versuchen 
ganz aus dem Spiel gelassen und sich einfach die Frage vorgelegt, wie die 
für das Froschauge gültigen Reizwerthe, gemessen an den Actionsströmen, 
in einem bestimmt definirten Spectrum, nämlich im Dispersionsspectrum 
des Gaslichtes, vertheilt liegen. Reizten sie das Auge sucoessive mit einer 
möglichst vollständigen Reihe der homogenen Strahlenarten, indem sie deren 
Bezirk durch einen Spalt von constanter Weite aus dem Spectrum aus- 
schnitten, liessen sie also die Lichter in den Intensitätsverhältnissen wirken, 
in welchen sie in dem benutzten Spectrum factisch vorhanden sind, und 
trugen sie dann die Stromwerthe als Function der Wellenlänge der ent 
sprechenden Reizlichter in ein System rechtwinkliger Coordinaten ein, so 
erhielten sie Curven, welche die Vertheilung der Reizwerthe in dem be 
treffenden Spectrum veranschaulichen. Es ergab sich, dass bei Reizung des 
dunkel adaptirten Auges mit schwachen Lichtern das Maximum der Reiz 
werthe (maximale Ordinatenhöhe der Curve) den Strahlen von etwa 544 gp. 
zukam, dass das helladaptirte Auge dagegen, mit kräftigen Reizen geprüft, 
grösste Empfindlichkeit für Strahlen von etwa 590 gp, aufwies. Himstedt 
und Nagel glauben im ersteren Falle die Erregbarkeitsverhältnisse der 
Netzhautstäbchen, im letzteren die der Zapfen geprüft zu haben und kommen 
zu dieser Anwendung der „Duplicitätstheorie“ auf Grund der Analogie, 
welche die Erregbarkeitsunterschiede zwischen hell- und dunkeladaptirtem 
Froschauge mit denen des hell- bezw. dunkeladaptirten menschlichen Seh 
organs durchzuführen gestatten. 
In einem gewissen Gegensätze zu diesen Angaben stehen die am 
Capillarelektrometer erzielten Feststellungen von Gotch (7), welcher den 
rothen Strahlen relativ hohen Reizwerth für die dunkeladaptirte Frosch 
netzhaut zuerkennt; langwellige Strahlen aus dem Gitterspectrum des Bogen 
lichtes gaben in vielen Fällen annähernd ebenso starke Effecte wie die 
grünen, und beide Strahlenarten standen au Reizwerth kaum hinter dem 
unzerlegten weissen Lichte zurück; dagegen waren mit blauviolettem Licht 
nur relativ geringe elektromotorische Kräfte zu erzielen (Grün Mittelwerth 
0,00054 Volt, Roth 0,00038, Violett 0,00024). Gotch sucht die Differenz 
seiner Ergebnisse mit denen anderer Autoren auf die Unterschiede der 
benutzten Messinstrumente zurückzuführeu, aber soviel ich sehen kann, 
mussten in diesem Punkte Capillareiektrometer und Galvanometer überein 
stimmende Werthe liefern. 
de Haas (8), dessen Untersuchungen sich hier ausohliessen, ging nicht
	        
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