Messungen an Kathodenstrahlen.
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den Querschnitte mit kleiner werdender Strahlgeschwindigkeit
um so rascher wächst, je kleiner das Molekulargewicht des
betreffenden Gases ist.
Es kann danach allgemein behauptet werden, daß die
Vermutungen, die zuerst von Hrn. Lenard ausgesprochen
und von ihm für Wasserstoff direkt als zutreffend bewiesen
wurden, sich bei allen untersuchten Gasen bestätigen, wonach
die Abweichung der Absorptionskoeffizienten vom Massen
proportionalitätsgesetz als eine notwendige Forderung der Tat
sache anzusehen ist, daß bei der Annahme einer Zusammen
gesetztheit aller Atome der Materie aus gleichartigen Grund-
bestandteilen — Djnamiden — die Unterscheidungsmerkmale
in kleinen spezifischen Verschiedenheiten dieser Bestandteile zu
suchen sind. Als eine solche Verschiedenheit ist die Variabilität
der Dynamidenmomente zu betrachten. Die Größe oder der
Querschnitt eines Moleküls zeigt sich nach unseren gewonnenen
Erfahrungen abhängig vom Querschnitt seiner Dynamiden oder
von der Größe des elektrischen Kraftfeldes derselben, und diese
Dynamiden sind es auch, welche das Verhalten der Moleküle
im elektrischen Felde bedingen.
55. Es drängt sich jetzt die Frage auf, ob spezifische Ver
schiedenheiten ausschließlich in einem verschiedenen Moment
der Dynamiden begründet wären oder ob noch andere Faktoren
hier in Betracht kämen. Es bedeutet ein näheres Eingehen
auf diese Frage, wenn wir versuchen, an der Hand der ge
wonnenen Erkenntnis das Gebiet der verschiedenartigen physi
kalischen und chemischen Erscheinungen zu betreten, um zu
untersuchen, ob auch für diese ausschließlich die Größe der
nun bekannten Dynamidenkraftfelder maßgebend sei. Dabei
fällt auf, daß gerade diejenigen Elemente, welche chemisch
wenig aktiv sind, wie z. B. die beiden einatomigen Gase Argon
und Helium, in ähnlicher Weise das Gold, relativ sehr kleine
Dynamidenmomente besitzen, während der stark aktive Wasser
stoff sich durch ein sehr großes Kraftfeld auszeichnet. Die
Unfähigkeit der beiden erstgenannten Gase, Atome anderer
Elemente an sich zu binden, scheint soweit gesteigert, daß sie
selbst ihre eigenen Atome nicht merklich anziehen und infolge
dessen keine Neigung zeigen zur Bildung zweiatomiger Mole
küle, und ebenso scheint es verständlich, daß die Verflüssigung