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A. Becher.
paare miteinander zu bestimmen. Die ersten in dieser Weise
ausgeführten Versuche ergaben nun in Übereinstimmung mit
einer einfachen Überrechnung des zu Erwartenden, daß die
beiden verschieden schnellen Strahlen auch bei starken Magnet
feldern nur so wenig voneinander verschieden abgelenkt wurden,
daß sie noch ihrer ganzen Länge nach zusammenfielen. Ein
Beispiel hierfür ist Fig. 9 a, wo die schon erwähnte Reflexions
erscheinung sehr auffällig ist, und 9 b. Für alle folgenden
Aufnahmen wurde deshalb nicht mehr die Metallbüchse ge
erdet, sondern einmal positiv und das nächste Mal nahe ebenso
hoch negativ geladen und die entsprechenden Kurven mit
einander verglichen.
Die Aufgabe, möglichst hohe Spannungen für die elek
trische Beeinflussung des Kathodenstrahles anzuwenden, mußte
gelöst werden durch möglichstes Verbessern des Vakuums und
gleichzeitiges Verkürzen der Distanzen der auf verschiedenem
Potential befindlichen Metallteile 1 ), weil nur so erwartet werden
konnte, daß die Entladung im ßeobachtungsraum aufgehalten
sein würde. Die Erreichung eines hierfür günstigen Zustandes
war mit großen Schwierigkeiten verbunden, die dadurch teil
weise überwunden wurden, daß die ganze Innenwandung der
Vakuumröhre von jeglichem Kittmittel oder anderen flüchtigen
Substanzen befreit und das Auspumpen teilweise mit zwei
Quecksilberpumpen bewerkstelligt wurde. Auf diese Weise
gelang es schließlich, Spannungen von etwa 12000 Volt mit
einiger Konstanz anzulegen; über 15000 Volt aber kam ich
nie hinaus. Die Spannungen wurden durch einen Flüssigkeits
widerstand hindurch von einer 20plattigen Töplerschen In
fluenzmaschine geliefert, die von einem Elektromotor in gleich
mäßiger, langsamer Umdrehung gehalten wurde. Als Meß
instrument diente ein statisches Hochspannungsvoltmeter mit
Kondensator nach Lord Kelvin, das mit der Hochspannungs
batterie und mit Funkenschlagweiten geeicht wurde. Um
wenigstens in ihrem weiteren Verlaufe vollständig voneinan
der getrennte Strahlenzüge zu erreichen, wurden neben der
elektrostatischen Beeinflussung auch die Spulenströme etwas
variiert.
1) W. Hittorf, Wied. Arm. 21. p. 90. 1884.