Erstes Kapitel.
Einleitung.
i.
Die Auffassung des vedischen Gottes Brhaspati hat sich
im wesentlichen in zwei divergierenden Eichtungen bewegt.
Die eine Auffassung, die u. a. von Weher, Bergaigne,
Kaegi, Oldenberg, Pischel, Geldner, Deussen, Formichi ver
treten ist, geht von der Form des Namens Brahmanaspati
aus und verfolgt dann die durch den Begritf des Brahman
gewiesenen Wege; die andere will den Gott nicht als die
Verkörperung einer abstrakten Idee, sondern als Naturgott
verstanden wissen. Die Vertreter dieser Auffassung sind
vor allem Max Müller, der Brhaspati mit Agni identifiziert,
und Hillebrandt, der ihn als eine dem Gotte Soma nahe
stehende Form des Mondgottes auffaßt.
Abgesehen von der tatsächlichen Bedeutung dieser
Fragen für Brhaspati liegt hier ein prinzipiell wichtiges
Problem der mythologischen Fragestellung im Veda vor, das
sich etwa folgendermaßen formulieren ließe: in welcher
Weise darf aus dem vedischen Material das Ge
samtbild eines Gottes und der Ursprung seiner
Konzeption erschlossen werden?
Bevor wir also die Theorien Max Müllers und Hille-
hrandts im einzelnen diskutieren, haben wir diese Frage kurz
zu beantworten und damit auch das Prinzip für unsere eigene
Untersuchung über Brhaspati aufzustellen.
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