38
Zweites Kapitel.
Hercule et Cacus 128 folgendermaßen ausgedrückt hat:
„Le mythe de Vrtra, sans cesser d’etre le combat de deux puis-
sances qui se disputent le regne de la nature, fut surtout la lütte
du juste et de Vinjuste: il fut transporte de la sorte au-dedans
de Vkomme et la conception ebauchee par l’imagination prit une
forme definitive dans la conscienceUnd dieser Kampf, der
in das Gebiet des Moralischen erhoben aus einem einmaligen
mythischen Geschehnis der Vorzeit sich zu einem ewigen
Kampfe entwickelt, verhilft auch dem bösen Prinzip, insofern
es ein notwendiges Gegenstück des guten ist, zur ewigen
Existenz; Ajis Dahäka und Ahriman, le souverain du mal, un
contre-createur, wie ihn Darmesteter (Ormazd et Ahriman 102)
genannt hat, können zur Klärung unseres Mythus nichts bei
tragen. Ebensowenig auch das Faktum 1 , daß wir die Ge
winnung der Kühe losgelöst aus diesem großen Kampfe auch
im Avesta vorfinden. Hier befreit sie Mithra aus dem Ge
wahrsam der DruJA Immerhin ist durch das Zeugnis des
Avesta der Mythus als indo-iranischer Besitz erwiesen.
Wenden wir unsern Blick dann weiter westlich, so fin
den wir bei den Griechen eine ähnliche Sage unter ähn
lichen Umständen: der Raub der Rinder des Geryoneus durch
Herakles. Vergegenwärtigen wir uns kurz die Tatsachen
des Mythus. Fern im Westen, in der Gegend des Sonnen
untergangs, liegt die rötliche Insel, Erytheia genannt. Dort
weiden die purpurnen Rinder des Geryoneus, eines gewöhn
lich dreileibig gedachten Ungeheuers, der sie von dem
Hirten Eurytion und dem Hunde Orthros 3 hüten läßt.
Herakles erschlägt Hirt und Hund und entführt die Rinder
1 Vgl. Oldenberg 114 A 1 .
* Jdihir Yast 38 und 86. Für die Zeugnisse der Antike und der
christlichen Zeit in bezug auf Mithra’s Kuhbefreiung vgl. Cumont, Textes
et monuments figures relatifs aux mystcres de Mithra vol. 1,21 ff. 11,6 ff.
8 Über die Formen "Opipo; und "Ophop vgl. Gruppe, Griechische
Mythologie (Iwan Müllers Handbuch) p. 469A 3 . Die Zusammenstellung
von Vrtra und "OpSpo? ist sprachlich ganz unwahrscheinlich, auch sachlich
scheint sie nicht unbedenklich. Über die Stellung verschiedener Forscher
zu dieser Frage vgl. Gruppe, Griechische Kulte und Mythen 1,106 A 2 .