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Zweites Kapitel.
neben Brhaspati, denn die wesentlichste Bedeutung beider
liegt in dem Erfülltsein mit jenem Zauberfluidum, dessen
sich auch die Liedverfasser des Rgveda teilhaftig fühlen.
Und nun finden sich gerade in einem Brhaspatihymnus die
berühmten Verse, in denen der Vorrang des Brahmanen ge
feiert wird (IV,50,7—9). Aufs eindringlichste schildert der
Dichter, wie trefflich es in jeder Beziehung dem Könige geht,
der die Brahmanen ehrt und fördert. Hier tritt uns in un
verblümter Deutlichkeit der Anspruch der Priester entgegen.
Der Ausgangspunkt der Forderungen wird dabei geschickt
in die Götterwelt verlegt. Man spricht zuerst von der Brhas
pati schuldigen Verehrung, um dann für den Priestergott
den Priester selbst einzusetzen.
So können wir uns nicht wundern, wenn wir ähnliche
Töne in den Gebeten der Priester an Brhaspati finden. Er
ist ihr Freund und der Freund ihrer Freunde, d. h. der frei
gebigen Opferherren. Dazwischen freilich spielt auch das
morahsche Element eine gewisse Rolle; es wird um Schuld
losigkeit gebeten, man rühmt sich frommer Gesinnung usw.
Aber immer wieder wendet sich der Gedanke dem Ziele aller
Wünsche zu, der Freigebigkeit der Götter und der opfer
veranstaltenden Menschen gegen den Priester. Alle diese
Züge finden sich ja auch in den Liedern an Agni, Indra usw.,
aber wir glauben doch, daß sie zu der priesterlichen Wesen
heit unseres Gottes in höherm Maße gehören.
In diesen Preisungen lassen sich nun drei verschiedene
Formen erkennen. Einmal wird der Gott einfach gepriesen,
es werden ihm glänzende Beiworte beigelegt, man rühmt
seine Taten, kurz man schmeichelt ihm, um ihm zu gefallen,
um sich sein gnädig Ohr zu verschaffen. Daneben steht ein
zweiter^Typus: der Priester bittet für sich um Befreiung von
Oldenberg 278 f.) Damit werden sie gleichsam zu einer mythologischen
Dublette Brhaspati’s. Während bei ihnen die Pluralität und die Pitar-
qualität neben ihrer Brahmanbeziehung mehr betont ist, steht bei Brhas
pati neben dem Brahmansein die Einzelpersönlichkeit und Göttlichkeit im
Vordergründe.