Brhaspati im Rgveda.
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V.
Brhaspati und seine Freunde.
Wir haben gesehen, daß die auf das Eta bezüglichen
Prädikate unserm Gotte nicht zufällig angeflogen sind, son
dern in seinem Wesen deutlich sichtbare Wurzeln haben.
Es hieße aber das rgvedische Material völlig mißverstehen,
wollte man nun Brhaspati zu einer speziell ethischen Gott
heit stempeln. Es kann sich ein Gott doch in mannigfacher
Weise betätigen, ohne darum den Schwerpunkt seines
Wesens irgendwie zu verrücken. Und so kann Brhaspati
wohl durch das Brahma,n und durch seinen Kampf gegen
das Anrta wesentliche Beziehungen zum Eta haben, ohne
daß man deshalb den eigentlichen Kern seines Wesens, die
Brahmanqualität, in den Hintergrund rücken dürfte. Denn
freilich aus den Bitten, die seine Verehrer an ihn richten,
klingt von jenen hohem ethischen Gedanken, die zur Idee
des Eta gehören, nicht allzuviel durch.
Wir müssen uns deshalb, bevor wir uns diese Bitten
näher ansehen, über den spezifisch priesterlichen Standpunkt
Brhaspati’s klar zu werden suchen. 1 Wir sahen schon, wie
er umgehen ist von einer Schar von Begleitern. Die Kuh
gewinnung führt er aus „mit den Freunden, die wie Gänse
schnatterten“ (X,67,3), „mit den schweißtriefenden Genossen“
(X,67,6), „mit den wahrhaftigen Freunden, den Glänzenden,
den Schätzegewinnern, mit den Stieren, den Ehern, den am
Pravargyakessel (gharmä) Schwitzenden“ (X,67,7). Unter
diesen alten Esi’s, den Angiras, geht er einher wie einer der
Ihren, seihst Angiras oder Ängirasa genannt. Diese uralten
Vorfahren der vedischen Sänger 1 2 stehen fast gleichberechtigt
1 Insofern er selbst preist und lobsingt, ist schon oben p. 24 von
seinem Priestertum die Rede gewesen.
2 Hillebrandts Ausführungen 11,156 ff., daß wir in den Angiras den
Namen eines alten Geschlechts oder Stammes haben, der besondere Tra
dition in Kult und Mythus hatte, überzeugt mich nicht. Das Wesen der
Angiras scheint mär allgemeiner zu sein; sie sind die ersten Brahmanen
und darum die Darbringer des ersten Opfers, sie haben in der Vorzeit
die Macht des Brahman erprobt und erwiesen. (Vgl. Bergaigne 11,307 ff.;