Brbaspati im Rgveda.
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Aber Brhaspati spricht nicht nur den Spruch (1,40,5),
sondern in seiner Hand wird das Wort, das Lied, kurz das
Brahman zur Waffe. In diesem Sinne zitierten wir schon:
„Er zerspaltete den Yala durch Brahman“ (11,24,3). Und
weiter lesen wir: „Er tötet den Nicht-Freund mit Liedern“
(VI,73,3); „als Brhaspati die Ohnmacht (?) des schmähenden
Yala zerschlug mit feuergluthesitzenden Liedern...“ (X,68,6).
Wer wollte da zweifeln, daß es die Zauberkraft des Brah
man ist, die hier wirkt?
Nicht ganz so klar liegen die Verhältnisse, wenn wir
hören, daß Brhaspati durch sein Gebrüll {ravend) die Finster
nisse zerblies, den Yala zerschlug (IV,50). Auf den ersten
Blick könnte man geneigt sein, rava in seiner Anwendung
auf den Herrn des Brahman in einfach bildlichem Sinne für
Gesang zu nehmen. Bei näherer Prüfung werden wir auf
einen konkretem Sinn des Wortes geführt. Die Wurzel ru
wird, wie Graßmann Wörterbuch lehrt, in der Mehrzahl
der Fälle vom Rinde gebraucht. Wenn sie daneben mit
Indra, Soma u. ä. vorkommt, so bedarf dieser einfache bild
liche Ausdruck keiner weitern Erklärung. Auch rava wird
mit dem Gedanken an das Brüllen der Rinder gebraucht,
wie beim Durchsehen der Stellen sofort klar wird. Und nun
ist es merkwürdig, daß es sechsmal unter den 14 Beleg
stellen des Rgveda das Geräusch bezeichnet, welches bei der
Gewinnung der Kühe aus dem Felsen hörbar wird. Sollte
hier nicht eine zauberische Manipulation vorliegen, durch
das Nachahmen des rava den wirklichen rava der im Felsen
eingeschlossenen Rinder hervorzurufen? 1 Den erwünschten
Gegenstand durch Herstellung seines Abbildes herbeizuziehen,
ist ein in Indien und anderwärts durch zahllose Beispiele
belegter Kunstgriff der Zaubertechnik. 2
Wir müssen hier anhangsweise noch von Brhaspati’s
Beziehungen zu einem Gotte reden, der unserm Gotte, sofern
er die heilige Formel besitzt und repräsentiert, nahe steht.
1 Ygl. besonders Stellen wie 1,62,3.
s Ygl. z. B. Oldenberg 506ff.; Hillebrandt, Ritual. 171 f.