Full text: Zur Übersetzungstechnik des Wulfila

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Ityei ylvecei, tacac avnjt o idv eircg. Nur als sklavische nachbildung 
des gr. textes lässt sich auch Lc. I, 9 auffassen: hlauts imma urran du 
saljan atgaggands, tlayev xov d-vgiäacu eIoeIÜiov, wo es im got. mit 
bezug auf imma atgaggandin heissen müsste. 
Aposiopese ist wörtlich übersetzt Mc. VIII, 12 amen qipa ixwis 
jabai gibaidau kunja pamrna taikne, du qv leyto bg.lv ei doO-gosvai xfj 
yeved xccvcg aqgelov. 
Der nachsatz ist wie im gr. unterdrückt Mc. VII, 11 ip jus 
qipip: jabai qipai manna attin seinamrna aippau aipein: kaurban, 
patei ist maipms, pishah patei us mis gabatnis, vgetg öi Myece ’Edv 
st/cg dvd-QOJ7ros cq> jcaiQL Vj xfj ugioi Koqjäv, b eanv düoov, o Idv t'i 
l/xoV ibqiEh]9-fjs- 
Wir haben es also, und zwar gilt das gleichmässig von allen vier 
evangelien, mit einer Übersetzung zu tun, die sich dem original in er 
staunlicher weise anschmiegt. An diesem ergebnis ändern vereinzelte 
stilistische abweichungen nichts. Es ist zuzugeben, dass die gramma 
tischen abweichungen uns eine ganze reihe von syntaktischen er- 
scheinungen zeigen, die der Gote gegen das gr. original durchgeführt 
hat. Verschiedentlich, so bei abweichungen im modus, bei Verwertung 
der perfectiven actionsart, bei anwendung des got. duals u. a. bringt 
der Gote sogar sprachliche feinheiten zum ausdruck, die nicht im gr. 
text stehen. Doch handelt es sich dabei immer nur um eine ganz 
beschränkte auzahl von stellen, denen meist andere gegenüberstehen, 
an denen diese feinheiten nicht zum ausdruck gebracht sind. Jeden 
falls aber dürfen wir, angesichts der bis ins einzelnste gehenden Über 
einstimmung der Übersetzung mit der Vorlage, auf diese fälle kein 
solches gewicht legen, dass wir aus diesen grammatischen erscheinungen 
das princip der Übersetzungstechnik ableiten. Gerade dieses neben 
einander von fast sklavischer widergabe des gr. textes und von ge 
legentlich idiomatisch gotischer ausdrucksweise ist für die Übersetzungs 
technik des Ulfilas charakteristisch. 
Dabei ist noch eins besonders eigentümlich. Der Gote wendet 
die oigenheiten des griechischen, die er bald zu vermeiden sucht, bald 
wider nachbildet, auch selbständig an gegen das gr., und zwar gilt das 
nicht nur von den grammatischen, sondern auch von den stilistischen 
abweichungen in solchem masse, dass beide sprachen sich ganz zu 
durchdringen und miteinander zu verschmelzen scheinen. 
Die stilistischen eigenheiten der Übersetzung geben keineswegs 
das bild eines genialen mit poetischem schwunge arbeitenden mannes, 
sondern machen vielmehr den eindruck von ansätzen eines selb
	        
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