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Schriftstück, das bisher nicht wieder aufgefunden ist, 1 ) soll
durchgreifende Änderungen in den Bündnisbedingungen vor-
genomraen haben 2 ), und es ist möglich, daß auch dieser
Umstand jene pessimistische Äußerung des Senats an Sig
mund veranlaßt hat, um ihn zum Verzicht oder zur Herab-
milderung gewisser Forderungen zu bewegen. Jedenfalls
mußte sich Venedig, wenn es nicht mit ihm brechen wollte,
mit dem neuen Entwürfe befassen. Daraus ging ein dritter
venetianischer Gegenentwurf hervor. 3 ) So wurden die
Verhandlungen weiter geführt. Die Republik konnte ihr
Verhältnis zu Sigmund nicht mehr leicht lösen; denn sie
war durch die Zeitumstände auf ein Zusammengehen mit ihm
zu stark hingewiesen. 4 )
Aber noch einen Stoß sollten die beiderseitigen Be
ziehungen, ehe es zum Bündnisabschluß kam, auszuhalten
haben.
Dem Kaiser konnte unmöglich entgangen sein, wie sehr
der Republik daran lag, daß er den Papst vor den Angriffen
des Konzils schützte. 5 ) In zahlreichen Aufträgen an ihre
Bevollmächtigten hatte sie Eugen der kaiserlichen Fürsorge
empfohlen. 6 ) Nun hatte sich seit dem Frühjahr 1435 der
Gegensatz zwischen den beiden höchsten kirchlichen Autoritäten
aufs äußerste geschärft 7 ); um so mehr mußte Sigmunds Ver
mittelung im Werte steigen. Die Sorge Venedigs um den
Papst war für den Kaiser wohl schon lange ein guter Trumpf
gewesen, um unbequemen Zumutungen entgegen zu treten
oder eigenen Forderungen größeren Nachdruck zu verleihen.
Jetzt aber, wo die Lage des Papstes kritischer geworden
war, glaubte er noch mehr wagen zu können. Er brachte
b RTA 11, 571, 40; 572, 7; 577, 7, 27.
2 ) RTA 11, 572, 7-8; 577, 6-14.
3 ) RTA 11, Nr. 311,
4 ) Siehe oben S. 13—20.
5) RTA 11, Nr. 67 ff.
6 ) Siehe oben S. 10—11, 22 ff.
T) RTA 12, Seite 1, 1 ff.