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anträge erneuerte. : ) Nach Beendigung des Konzils — weil
dann der Papst freier auftreten konnte, ohne auf die
Stimmung des Abendlandes so wie im Augenblick Rücksicht
nehmen zu müssen und ohne sich ernstlich in seiner geist
lichen und weltlichen Herrschaft bedroht zu sehen. * 2 ) Da,
wie die Folgezeit bewies, die venetianische Regierung den
Gedanken eines Bündnisses nicht grundsätzlich ablehnte,
scheint es, daß sie mit einer baldigen Auflösung des
Konzils, die sie jedenfalls wünschte, gerechnet hat. 3 ) Sie
erwartete von Sigmund mindestens, daß er die Abfassung
papstfeindlicher Dekrete in Basel verhinderte. 4 ) Geschickt
wußte sie dem Kaiser gegenüber Argumente auf Argumente
für die Erhaltung Eugens zu häufen. Sie erinnerte an die
Gefahren eines Schismas, für dessen Beseitigung Sigmund
einst in Konstanz keine Mühe gescheut hatte, und mahnte, er
solle das Abendland vor einer neuen Spaltung bewahren 5 ),
sonst würden die Türken über die Zwistigkeiten Europas
spotten. 6 ) Die Lieblingsidee Sigmunds, gegen die Feinde
der Christenheit das ganze Abendland aufzubieten, sei nur
ausführbar, wenn Einigkeit wenigstens in kirchlichen Dingen
herrsche. 7 ) Würde man sicli auf die Abwehr der Türken
beschränken, so würde diese um so schwieriger sein, je
weniger Ordnung im Okzident sei. Ergriffen aber die
Türken die Offensive, so würden sie unter den gegenwärtigen
Umständen jeden Widerstand überwinden und gerade das
ihnen leicht erreichbare Venedig gefährden etc. etc. 8 ) Die
ß Siehe oben S. 23, Anm. 2.
2 ) RTAJ1, 145, Art. 8.
3 ) RTA 11, 145, Art. 10; Nr. 183, Art. 16 und Anm. 1. Siehe
oben S. 10, Anm. 3, ferner 23, Anm. 1.
4 ) RTA 11, 131, 27 ff.
5) RTA 11, 134, 27; 139, 3; 141, 13 ff.
6 ) RTA 11, 146, 11 ff.
7 ) Lindner, 365, Mitte.
8 ) RTA 11, 146, 19.