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Verhältnissen. Wie schon erwähnt wurde 1 ), hatten die
Yenetianer ein Interesse daran, den Papst Eugen gegen das
Baseler Konzil zu halten, das in seinem Streben, die ku-
rialen Rechte einzuschränken, ungleich radikaler vorging als
das Konstanzen 2 ), und dafür brauchten sie einen Helfer, den
sie in Sigmund zu finden gedachten. Er schien dazu ge
eignet, insofern er dem kirchlichen Radikalismus der Baseler
Konzilsväter keine innere Sympathie entgegenbringen konnte
und er ein Gegner des mailändischen Herzogs geworden
war, der in Basel dominierte 3 ). Aber Sigmund konnte doch
nicht rückhaltlos gegen das Konzil auftreten, weil er von
ihm eine Beendigung der hussitischen Wirren erhoffte, die
ihm die Herrschaft über Böhmen zurückgeben sollte 4 * ). Hier
lag für die Yenetianer eine Schwierigkeit und eine Gefahr.
Sie mußten sehen, daß Sigmund nicht mit Rücksicht auf die
Böhmen durch seine Gunst das Selbstvertrauen des Konzils
so hob, daß es die Auflösungsversuche des Papstes mit dessen
Absetzung beantwortete. Mit allen möglichen Mitteln der
Überredung suchten sie deshalb dem Kaiser klar zu machen,
daß mit Hinblick auf das frühere Schisma sein Eintreten zu
Gunsten des Papstes schlechterdings ein Gebot der Vernunft
und des eigenen Interesses sei. 6 )
Auch hiermit sind die Gründe für Venedigs Annäherung
an den Kaiser nicht erschöpft, sie betrafen auch territorale
Fragen. Zwar die ehemals ungarischen Küstenbesitzungen
war die Republik entschlossen für sich zu behalten 6 ) und,
wenn es sein mußte, mit den Waffen zu behaupten. An
dieser Stelle durften ihre politisch-militärischen Aussichten
x ) Siehe-oben S. 9 ff.
2) HTA 11, 141, 48; 158, 16.
3 ) RTA 11, 147, 24 ff. Haller, Zur Geschichte d. Konz. v. Basel
(Zeitschr. f. d. Geschichte d. Oberrh. N. F. 16), 217, unten. Vgl. Daverio
100, 12—14 v. o.
*) Siehe oben S. 5 unten.
5 ) RTA 11, 146, 20; 146, Art. 13, siehe unten Kapitel 2, Anfang.
6) Siehe oben S. 14 unten.