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bindung. 1 ) Sigmunds Vorschläge zu gemeinsamem Vorgehen
gegen die Ungläubigen mußten also immer dasselbe Resultat
haben: unwiderrufliche Ablehnung.
Die früheren Kriege Sigmunds gegen Venedig hatten
für ihn ein Gutes gehabt: sie hatten ihn über die Kraft
und die Hülfsmittel belehrt, über die der venetianische Staat
verfügte. Man gewinnt den Eindruck, daß er beim Beginn der
Feindseligkeiten die Stärke dieses Gegners unterschätzt hat;
war doch damals die Macht der Lagunenstadt noch im Auf
steigen begriffen und zur vollen Entfaltung nicht gelangt.
Die Zähigkeit und das Glück, mit dem sie sich zu behaupten
gewußt hatte 2 ), konnte dem Kaiser die Frage nahelegen,
ob es nicht für ihn vorteilhafter wäre, sich mit einem vor
allem finanziell so leistungsfähigem Staate friedlich zu ver
ständigen, als ihn immer von neuem erfolglos zu bekämpfen.
Allerdings auch der mailändische Herzog verfügte dank einem
genauen, bis ins Einzelnste peinlich durchdachten Finanz
system 3 ) über ganz erstaunliche Einnahmen. Aber wenn es darauf
ankam, war er geneigt, sich den an den Kaiser zu leistenden
Zahlungen zu entziehen. 4 ) Anders die Republik, die in Geld
sachen nicht kleinlich war und in diesem Punkte dem Kaiser
ganz anders entgegen kam als der Herzog von Mailand.
Als Verhandlungen begannen, stellte sie ihm sofort gewisse
Summen in Aussicht. 5 ) Es ist bekannt, daß Sigmund mit
den Jahren sich in zunehmender Geldverlegenheit befand,
und bei seinem Charakter darf als sicher angenommen werden
daß diese finanziellen Verhältnisse und Aussichten auf seine
Haltung, ob mit oder gegen Venedig, Einfluß gehabt haben.
Noch einen andern Anlaß hatte Sigmund, um mit Ve
nedig freundschaftliche Beziehungen zu suchen und zu
!) RTA 11, 585, 27—30.
2 ) Siehe oben S. 6, Anm. 4.
3 ) Vgl. Leo, Geschichte d, it. Staaten, Teil III, 378—387.
4 ) RTA 10, Nr. 198; RTA 12, 163, 6 ff.
5 ) Renaldis 98.