II
Stande. Noch oft wird von den Mitteln und Wegen die Rede
sein, mit denen die rivalisierenden Nachbarstaaten einander
unschädlich zn machen suchten. Es war also verständlich,
wenn der Herzog von Mailand, der auf das Baseler Konzil
größeren Einfluß besaß als selbst der Kaiser 1 ), dort Be
schlüsse durchzusetzen suchte, die sich politisch gegen Venedig
verwenden ließen. 2 ) Hiergegen und überhaupt gegen Mailand
besaß nun die Republik einen Trumpf in Papst Eugen; wenn
sie diesen für sich hatte, so war Aussicht, daß allen anti-
venetianischen Neigungen im Konzil von der Kurie aus ent
gegengearbeitet werden würde — Grund genug für Venedig,
um für die Erhaltung des Pontifikats Eugens energiscli ein
zutreten. So ergab sich die Gruppierung, daß auf der einen
Seite Venedig und der Papst, auf der andern Mailand und
das Konzil standen.
Unter diesen Umständen würde, so sollte man meinen,
ein förmliches Bündnis mit Eugen der Republik erwünscht
gewesen sein. Zuächst indessen kam es noch nicht zu
Unterhandlungen darüber. 3 ) Es wird angebracht sein, sich
die Haltung des Papstes, die dieser dazu von vornherein
einnehmen mußte, klar zu machen.
Zu anderer Zeit hätte vielleicht das Papsttum den Ab
schluß eines Bündnisses mit Venedig gesucht. Jetzt nicht
so. Kam es dazu, daß die beiden höchsten kirchlichen
Autoritäten, Papst und Konzil, ihre Kräfte in offenem Kampfe
miteinander maßen (und das sollte bald der Fall sein) 4 ), so
konnte es für beide hinderlich werden, wenn sie durch
politische Bündnisse, Verträge und dergl. engagiert waren;
denn leicht konnte dann bei jedem beliebigen Anlaß gegen
sie der billige Vorwurf der Parteilichkeit und mangelnder
Sachlichkeit erhoben werden. Da Eugen nun nach Lage
4 ) Siehe oben S. 5, Anm. 1.
2) RTA 11, 159, 4-13; vgl. RTA 11, XXVI letzter Abs.
3 ) Siehe unten Kapitel 4, Anfang.
*) Hefele, 443 S.