Full text: Die Beziehungen Kaiser Sigmunds zu Venedig in den Jahren 1433 - 1437

II 
Stande. Noch oft wird von den Mitteln und Wegen die Rede 
sein, mit denen die rivalisierenden Nachbarstaaten einander 
unschädlich zn machen suchten. Es war also verständlich, 
wenn der Herzog von Mailand, der auf das Baseler Konzil 
größeren Einfluß besaß als selbst der Kaiser 1 ), dort Be 
schlüsse durchzusetzen suchte, die sich politisch gegen Venedig 
verwenden ließen. 2 ) Hiergegen und überhaupt gegen Mailand 
besaß nun die Republik einen Trumpf in Papst Eugen; wenn 
sie diesen für sich hatte, so war Aussicht, daß allen anti- 
venetianischen Neigungen im Konzil von der Kurie aus ent 
gegengearbeitet werden würde — Grund genug für Venedig, 
um für die Erhaltung des Pontifikats Eugens energiscli ein 
zutreten. So ergab sich die Gruppierung, daß auf der einen 
Seite Venedig und der Papst, auf der andern Mailand und 
das Konzil standen. 
Unter diesen Umständen würde, so sollte man meinen, 
ein förmliches Bündnis mit Eugen der Republik erwünscht 
gewesen sein. Zuächst indessen kam es noch nicht zu 
Unterhandlungen darüber. 3 ) Es wird angebracht sein, sich 
die Haltung des Papstes, die dieser dazu von vornherein 
einnehmen mußte, klar zu machen. 
Zu anderer Zeit hätte vielleicht das Papsttum den Ab 
schluß eines Bündnisses mit Venedig gesucht. Jetzt nicht 
so. Kam es dazu, daß die beiden höchsten kirchlichen 
Autoritäten, Papst und Konzil, ihre Kräfte in offenem Kampfe 
miteinander maßen (und das sollte bald der Fall sein) 4 ), so 
konnte es für beide hinderlich werden, wenn sie durch 
politische Bündnisse, Verträge und dergl. engagiert waren; 
denn leicht konnte dann bei jedem beliebigen Anlaß gegen 
sie der billige Vorwurf der Parteilichkeit und mangelnder 
Sachlichkeit erhoben werden. Da Eugen nun nach Lage 
4 ) Siehe oben S. 5, Anm. 1. 
2) RTA 11, 159, 4-13; vgl. RTA 11, XXVI letzter Abs. 
3 ) Siehe unten Kapitel 4, Anfang. 
*) Hefele, 443 S.
	        
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