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etwa noch schwebende Streitigkeiten verschweige, diese
allein, ohne Hülfe der Stadt, zum Austrag bringen 27 ).
1347 erscheint der Rat als alleiniger Verleiher des
Bürgerrechtes 28 ).
Nach v. Stetten 29 ) gab es seit 1288 ein Bürgerbuch,
in das die aufgenommenen eingetragen wurden.
2. Viel länger hat es gedauert, bis der Rat in der
streitigen Gerichtsbarkeit eine feste Kompetenz
erlangte. Der Ausgangspunkt dafür ist seine schieds
richterliche Tätigkeit gewesen. Wie schon das Stadt
recht von 1276 erkennen läßt 30 * ), kam es oft vor, daß
Prozesse nicht durch das ordentliche Gericht, sondern
durch Schiedssprüche zum Austrag gebracht wurden: „Ist
daz ein clage für gerihte kumt unde wirt daz mit gemeiner
friunde rate an scheitlute gelazzen, die suln daz scheiden.
Wolten aber die scheitlute daz verziehen, daz sie den
kriech niht schieden, so mag in der vogt oder der burg
grafe sweders gerihte ez danne gewaesen ist wol gebieten
daz sie den kriech scheiden; unde swas si danne ge-
scheident, daz sol beidenthalp staete sin. Wirt aber ez
anderstunt ze kriege unde kumt für gerihte, so sol der
vogt oder der burggrafe die scheitlute twingen, daz sie
sagen, wie sie den kriech verschieden, unde als si danne
sagent darnach sol manz rihten.“
Es ist begreiflich, daß man bei solchen Streitigkeiten
gern die Autorität des Rates anrief, und besonders dann,
wenn sich der Gegenstand mit der Stadtverwaltung
irgendwie berührte.
2<) S. 61, Nov. 1 [111],
Meyer S. 61, Anm. 1.
29) S. 28 der litterarischen Übersicht. — Auch bei Gasser,
Spalte 1463.
3°) St.-B., S. 189, Nov. 4 [bald nach 1276: s. S. 191, Anm. 1
und S. 73, Anm. 1). — Angewandt z. ß. 1298: U.-B. I, S. 131 f.,
Nr. 169.