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brief von 1368 50 ). Rat und Bürgerschaft urkunden: „daz
wir lieplich und tugentlichen einer zunfft und swaz zu
den zunfften gehöret mit einander uberein kumen sien“;
„und die sullen wir halten nach dem lauffe als wir die
ietzo geordent und besetzet haben und nach dez zunft-
briefs sage, den wir gemachet haben“. Wer gegen die
Errichtung der Zünfte redet, wird hart bestraft. — Und
im zweiten Zunftbrief 00 ) heißt es: Rat und Bürgerschaft
haben erkannt, „das sich in allen steten des hailigen
Römischen riches, da zunfft sint, ere und gute friunt-
schafft, fride und gut gerihte uffet, meret und wehset“;
darum haben sie „auch ein zunfft mit gotes hilffe angehebt
gesetzet geordent und gemacht in aller der weis als
hernach geschriben stat“. Die Errichtung von Zünften
wird also durchaus als ein novum dargestellt. Erst jetzt
bekommen die Handwerkerverbände politische Rechte:
es werden 18 Zünfte geschaffen, deren jede einen Zunft
meister haben soll, der zugleich Mitglied des kleinen
Rates ist 59 * 61 62 ). Jede Zunft wählt außerdem noch einen
Ausschuß von je 12 Mitgliedern, aus denen sich der
große Rat zusammensetzt 02 ). Jeder Zunftmeister kann
mit den 12 Leuten seiner Zunft gesonderte Zusammen
künfte abhalten, sei es daß über Angelegenheiten der Zunft
beraten oder über gefaßte Beschlüsse des kleinen Rates
Mitteilungen gemacht werden sollen. Bei sehr wichtigen
Fragen soll der Zunftmeister sogar die ganze Zunft
zusammenrufen. —Die kleinen Handwerke, die einen Zunft
meister nicht „an den rate gehaben mügen“, müssen
sich einer der 18 Zünfte anschließen. — Von Abgaben
an den Bischof-Burggrafen hören wir nichts.
59 ) U.-B. II, S. 146 f., Nr. 611. — vgl. Keutgen, Der Großhandel,'
S. 106, Anm. 98 und 99; S. 107, Anm. 103. — Ders., Ämter, S. 151
und S. 152, Anm. 386.
•») U.-B. II, S. 148 ff., Nr. 612.
61 ) S. oben S. 16.
62 ) S. oben S. 19.