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Die Versuche in Bouillon ergaben von den oben geschilderten
ein etwas abweichendes Verhalten, indem es in der Regel zu
einer Entwicklung von Milzbrand in grösserem oder geringerem
Umfange kam. Nach einigen Tagen sieht man in der Bouillon
eine wolkige Trübung, dieselbe besteht, wie die mikroskopische
Prüfung zeigt, aus zahlreichen Milzbrandfäden und Kokken. Die
Kokken haben sich häufig an die Fäden angerankt, und in diesen
Fäden sieht man dann stellenweise Lücken auftreten, wie un
regelmässig ausgenagt, die sich mit Anilinfarbstoffen nicht mehr
färben; einzelne Fäden färben sich auch jetzt schon matt oder
gar nicht mehr, Sporenbildung ist nicht vorhanden. Nach Verlauf
einiger Zeit zerfällt die bis dahin zusammenhängende Wolke, liegt
als krümlicher Bodensatz auf dem Grunde des Glases, jetzt sieht
man bei mikroskopischer Prüfung bloss noch wenige kurze Stäb
chen, die wiederum nach einiger Zeit daraus verschwinden. In
circa 3—4 Wochen sind die letzten Stäbchen verschwunden.
Giesst man, so lange das erste Stadium dauert, Platten, so kann
man bei geeigneter Verdünnung noch Milzbrandkolonien erhalten.
Von diesen auf andre Gelatine übertragen ergiebt einen Milzbrand
von den gleichen Eigenschaften wie die Aussaat. Impfungen auf
Mäuse direkt aus dem Gemisch in der Bouillon führt zu wechseln
den Resultaten.
Mit dem Ausbleiben des mikroskopischen Nachweises der
Milzbrandbacillen, der Hand in Hand geht mit dem Zerfall der
zusammenhängenden Fäden, erlischt auch die Möglichkeit durch
das Plattenverfahren, wie durch Mäuseimpfungen Milzbrand aus
dem Gemisch zu erhalten. Es muss also nach einem Zeitraum
von ca. 3—4 Wochen der Milzbrand abgestorben sein. Der
Gegensatz zwischen den Resultaten in Gelatine- und in Bouillon
kulturen dürfte vielleicht so zu erklären sein, dass in dem be
weglicherem Medium eine so unregelmässige Verteilung der sich
entwickelnden Organismen sowohl als ihrer Umsetzungsprodukte
stattfindet, dass es erst zum Auskeimen und Wachsen der F'ädcn
oder eingetragenen Sporen käme, und erst, nachdem eine stärkere
Concentration des Giftes stattgefunden habe, dasselbe in Wirk
samkeit träte, wenn man nicht annehmen will, dass von dem
Agar resp. Gelatinezusatz selbst energischer wirkende Substanzen
von den Kokken producirt würden. In von Kokkenvegetation