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Stäbchen durch i stündiges Erhitzen auf 60 0 getödtet waren,
zum Versuch angewandt worden waren.
Wie verhält sich nun weiter der Gelatine- oder Agarnähr
boden, welcher durch Kokkenwachsthum erschöpft war? Es
wurden reichliche Mengen von Kokkenkeimen auf Platten ge
gossen und dieselben dort 5—6 Tage bei günstiger Temperatur
wachsen gelassen, darauf die Platte im Dampftopf sterilisirt und
auf die wieder erstarrte Gelatine in Strichen Milzbrandkeime
aufgetragen. Es entwickelte sich auf dieser Gelatine Milzbrand,
welcher in seinen pathogenen, ebenso wie in seinen Wachsthums
eigenschaften dem Milzbrand, der als Ausgangsmaterial gedient
hatte, vollkommen gleich war. Bevor die Platten sterilisirt
wurden, hatte ich mich jedesmal durch Ausstreichen von Milz
brand davon überzeugt, dass die Gelatine vor dem Erhitzen,
obgleich ein Wachsthum der Kokkenkolonien nicht mehr an
genommen werden konnte, für Milzbrand steril waren. Es ergiebt
sich also hieraus,\ dass durch das Erhitzen das Gift, welches die
Kokken bei ihrem Wachsthum erzeugen, zerstört wird.
Das Verhalten der Pilze gegeneinander bei ihrem Wachs
thum auf Kartoffeln, konnte ich aus dem oben angegebenen
Grunde nicht prüfen.
Hatte sich bisher ergeben, dass bei dem Wachsthum in
der Gelatine eine ausgesprochene Gegnerschaft dieser Kokken
gegen Milzbrand besteht, so war noch zu prüfen, wie verhalten
sich dieselben in dem erschöpften Nährboden von Milzbrand?
Zu dem Zwecke wurde eine vollständig verflüssigte Gelatinekultur
von Milzbrand, die im Sommer, also bei einer Temperatur, bei
der sich sicher Sporen entwickelt hatten, gewachsen war, mit
Kokken besäet. Nach mehreren Wochen entnahm ich dem
Röhrchen eine Probe, goss Platten und impfte Mäuse.
Auf den Platten entwickelten sich nur die zuletzt eingesäeten
Kokken und hiervon weiter gezüchtete Kulturen zeigten dieselben
Eigenschaften, wie sie bisher geschildert sind. Die Mäuse blieben
gesund. Es ergiebt sich also, dass die durch Milzbrand erschöpfte
Gelatine nicht nur einen guten Nährboden für diese Kokkenart
abgiebt, sondern dass dieselben darin auch dieselben giftigen
Eigenschaften gegen Milzbrand wie in normaler Gelatine zu
entfalten vermögen.