Full text: Beobachtungen über einen Antagonisten des Milzbrandes

10 
durch einfache Nahrungsentziehung, dürfte auf so weite Entfernung 
doch wohl kaum möglich sein. 
Es bleibt also nur noch übrig anzunehmen, dass diese 
Kokkenart Stoffwechselprodukte in der Gelatine hervorbringt, 
welche schnell diffundirend die nächst gelegenen Partieen unfähig 
für das Wachsthum der Milzbrandbakterien und die daran 
grenzenden weniger geeignet als es der Gelatine in ihrer sonstigen 
Zusammensetzung entspricht, macht. 
Bei der Eigenthümlichkeit des Milzbrands auch nur in ganz 
leicht sauren Medien nicht mehr zu gedeihen, lag der Gedanke 
nahe dass von dem Antagonisten des Milzbrands eine Säuerung 
der Gelatine herbeigeführt würde. Aber weder die sorgfältigste 
Prüfung der milzbrandfreien Gelatine ergab eine veränderte 
Reaktion, noch auch Hess sich in der Umgebung der Kokken 
kolonien Milzbrand erzielen, wenn die Gelatine bis zu der Grenze, 
die überhaupt vom Milzbrand noch vertragen wird, alkalisch 
gemacht war. 
Handelt es sich aber blos um eine Beschränkung des Milz 
brandwachsthums, oder ist es in der Milzbrandfreien Zone zu 
einer Ertödtung der ausgesäeten Keime gekommen? 
Um diese Frage zu entscheiden wurde so verfahren, dass 
zwischen zwei Strichen von Kokkenkolonien, die Milzbrand freie 
Zone mit einem schmalen sterilisirten Spatel heraus gehoben wurde, 
und nun in Gelatine, die sich durch Controlle als geeignet für 
Milzbrandentwicklung zeigte, gebracht, verteilt, und auf die 
Platte ausgegossen wurde. Nicht in einem Falle kam eine Milz- 
brandkotonie zur Entwicklung, ebenso wie auch die Uebertragung 
von Kokkenkolonien vermieden war. Zur Kontrolle wurden 
ebenfalls weisse Mäuse mit Gelatine aus der milzbrandfreien 
Zone geimpft, keine derselben ging an Milzbrand zu Grunde. 
Hieraus ergiebt sich, dass nicht nur eine Wachsthumsbehinderung 
in der Umgebung der Kokkenkolonien bestand, sondern dass 
auch von denselben eine Substanz producirt werden muss, die 
besonders giftige Eigenschaften gegen Milzbrand besitzt, und 
zwar nicht bloss gegen die relativ hinfälligen Milzbrandbacillen 
sondern auch gegen die als äusserst wiederstandsfähig bekannten 
Sporen, da sich dasselbe Resultat ergab, wenn sporenhaltiges 
Milzbrandmaterial, als wenn Milzbrandsporen, nachdem die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.