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durch einfache Nahrungsentziehung, dürfte auf so weite Entfernung
doch wohl kaum möglich sein.
Es bleibt also nur noch übrig anzunehmen, dass diese
Kokkenart Stoffwechselprodukte in der Gelatine hervorbringt,
welche schnell diffundirend die nächst gelegenen Partieen unfähig
für das Wachsthum der Milzbrandbakterien und die daran
grenzenden weniger geeignet als es der Gelatine in ihrer sonstigen
Zusammensetzung entspricht, macht.
Bei der Eigenthümlichkeit des Milzbrands auch nur in ganz
leicht sauren Medien nicht mehr zu gedeihen, lag der Gedanke
nahe dass von dem Antagonisten des Milzbrands eine Säuerung
der Gelatine herbeigeführt würde. Aber weder die sorgfältigste
Prüfung der milzbrandfreien Gelatine ergab eine veränderte
Reaktion, noch auch Hess sich in der Umgebung der Kokken
kolonien Milzbrand erzielen, wenn die Gelatine bis zu der Grenze,
die überhaupt vom Milzbrand noch vertragen wird, alkalisch
gemacht war.
Handelt es sich aber blos um eine Beschränkung des Milz
brandwachsthums, oder ist es in der Milzbrandfreien Zone zu
einer Ertödtung der ausgesäeten Keime gekommen?
Um diese Frage zu entscheiden wurde so verfahren, dass
zwischen zwei Strichen von Kokkenkolonien, die Milzbrand freie
Zone mit einem schmalen sterilisirten Spatel heraus gehoben wurde,
und nun in Gelatine, die sich durch Controlle als geeignet für
Milzbrandentwicklung zeigte, gebracht, verteilt, und auf die
Platte ausgegossen wurde. Nicht in einem Falle kam eine Milz-
brandkotonie zur Entwicklung, ebenso wie auch die Uebertragung
von Kokkenkolonien vermieden war. Zur Kontrolle wurden
ebenfalls weisse Mäuse mit Gelatine aus der milzbrandfreien
Zone geimpft, keine derselben ging an Milzbrand zu Grunde.
Hieraus ergiebt sich, dass nicht nur eine Wachsthumsbehinderung
in der Umgebung der Kokkenkolonien bestand, sondern dass
auch von denselben eine Substanz producirt werden muss, die
besonders giftige Eigenschaften gegen Milzbrand besitzt, und
zwar nicht bloss gegen die relativ hinfälligen Milzbrandbacillen
sondern auch gegen die als äusserst wiederstandsfähig bekannten
Sporen, da sich dasselbe Resultat ergab, wenn sporenhaltiges
Milzbrandmaterial, als wenn Milzbrandsporen, nachdem die