Die Urteile Boileaus über die Dichter seiner Zeit

Petersen, Karl

Bibliographic data

Monograph

URN:: urn:nbn:de:gbv:8:2-5826294

Persistent identifier:: PPN1004981287

Title:: Die Urteile Boileaus über die Dichter seiner Zeit

Signature:: TUKI 06082

Author:: Petersen, Karl

Document type:: Monograph

Publisher:: Jensen

Year of publication:: 1906

Place of publication:: Kiel

Language:: German

Collection:: Romance studies; Kiel University Papers

Comment:: Boileau Despréaux; Zeitgenossen; Hochschulschrift

Scope:: 192 S.

Format/dimension (source):: 8°

Physical location:: Universitätsbibliothek Kiel

111 Dramatikern stets der größten Objektivität 71 ) befliß und keineswegs Corneille das Unrecht zufögte, ihn nur nach seinen unbedeutenden Werken mit Racine in Parallele zu stellen. Dies ist umso mehr anzuerkennen, da ja Racine B.’s bester Freund war und Corneille als neidischer Rivale sich Racine sehr feindselig gezeigt hatte. Die Versuchung, 72 ) Corneille im Hinblick auf Racine ungerecht zu beurteilen, ist ja so groß, daß man ß. eine Einseitigkeit bei seinen Urteilen in dieser Richtung ohnehin nicht zum Vorwurf machen könnte. Es wurden schon weiter oben einige Citate aus B.’s Werken angeführt, in denen der Satiriker Corneille mit Racine verglich. Eine hierauf bezügliche Stelle sei hier gegeben, wenn dadurch auch dem Inhalt des folgenden Kapitels, das über Racine handeln soll, z. T. vorgegriffen wird. Reflexion VII sur Eongin. »Ainsi, non-seulement on ne trouve point mauvais qu’on lui compare aujourd’hui M. Racine, mais il se trouve meme quantite de personnes qui le lui preferent. La posterite jugera qui vaut le micux des deux; car je suis persuade que les ecrits de Tun et de l'autre passeront aux siecles suivans: mais jusque-lä ni l’un ni l’autre ne doit etre mis en parallele avec Euripide et avec Sophocle, puisque leurs ouvrages n’ont point eneore le sceau qu’ont les ouvrages d’Euripide et de Sophocle, je veux dire l’approbation de plusieurs siöcles.« Dies Urteil B.’s scheint mir eins der weisesten und wohl abgewogensten zu sein, die B. je gefällt hat. Als inhaltlich damit übereinstimmend sei noch das angeführt, was Monches- nay über B.’s Anschauung von den beiden großen Drama tikern mitteilt. Bolseana (S. 481): »M. Despreaux n’a jarnais pretendu preferer Racine ä Corneille, il tenait entre eux la balance egale, jugeant de leurs vers ä peu pres comme Ju- venal a juge de ceux d’Homere et de Virgile: Dubiam facienlia carmina palmam« ß. sah wohl als gerechter Richter, daß Corneille’s Fehler eben durch die Zeit bedingt waren und daß es Racine auf einem bereits bebauten Felde leichter war, Früchte zu ernten als Corneille, der keinen großen nationalen Dramatiker zum Vorbild gehabt hatte. 73 ) Wenn Faguet u ) behauptet, B. sei Corneille abgeneigt gewesen, weil er Racine sich zuwandte, so ist dies nach B.’s eigenen Äuße rungen als nicht zutreffend zurückzuweisen. Trotz aller Be

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