0cS)leswig-ßolfteinifd)e Landsszeilung 125. Jahrgang. i25. Jahrgang SchrMeķtung und Geschäftsstelle: Rendsburg. Bahnhofstratze 12/IS Fernsprecher Nr. 255! — Telegramm-Anschrift: Tageblatt Bezugspreis: Monatlich RM. Î.75. zuzüglich 25 Pfg. Bestellgeld. Bei Abholung RM. 1.80. — Ausgabe B mit Illustrierter Beilage RM. 2.25, bei Abholung RM. 2.05 Einzelnummer 10 Pfennig, Sonnabends 15 Pfg. Bankkonten; Westhirlsteìnjsche Dank. Spar» und Leih-Kasse, Dandvrretn A.-G., Wirtschaftsbank, Deamtendank, Schleswig.Holstàische Dank. Landkreditband A.-G. alle ta Rendsburg und Gemeinde-Spardaffe. Büdeisdorf. VostschrL.Konwr Ģanrburg 1627L. Erfüllungsort Sìrndsdura« De« Zahlungsverzug oder Konkurs entfällt d-, Anspruch aus einen gewährten Anzeigen - Rabatt. Im Falle häheier Gen,. not der Bezieher keinen Anspruch auf Lieferung oder Nachlieserunp »er Zeitung oder aus Rückzahlung de» Bezugspreises. Anzeigen preis: Die 10 gespaltene Kolonelzeile 25 Reklamen 125 Zahlungsziel 14 Tage. MrAufnahme derAnzeigen an bestimmtenPlätzen sowie in den vorgeschrieb. Nummern kann keine Gewähr über. nommen, eine Ersatzpflicht od. Haftung bei Nichteinhaltg. derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werden. Gedanken zur Zeitgeschichte Mit bem 6. November stehen wir vor der vierten Wahl im Jahre bes Heils 1982. Viele fragen sich: Hat die Wahlwiederholung einen Sinn? Ist sie nicht vielmehr Zeit- u. Geld verschwendung und eine Vergeudung der Ner- venkraft des Volkes, bei der nichts heraus kommt? Ob aus dieser Wahl ein Parlament entstehen wird, das in die Geschicke und Führung des deutschen Volkes entscheidend einzugreifen be rufen sein oder aber neben der Präsidialregie rung Papen ein kurzfristiges Dasein, wie dem vorigen, beschieden sein wird, i st nicht ausschlaggebend. Wesentlich dagegen ist, daß durch die Wahl 'jedes Berechtigten und da mit auch Verpflichteten durch die Stimme ein Bekenntnis abgelegt wird, welches den maßgebenden Kreisen, namentlich aber dem Reichsprä side nt e n gegenüber, ein Gesamt-Ausdruck für die politische und soziale Willensbildung im Volke ist. Auch für die maßgebende Stelle im Reich ist ein solcher Akt des Bekenntnisses von ausschlag gebender Bedeutung, denn es ist klar, daß in dem Gegensatz zwischen Führung und Wil- lensbilöung im Volke auf die Dauer nicht re giert werden kann, ohne die Gefahr einer s o - zialen Revolution mit allen ihren — auch außenpolitischen — Gefahren für den na tionalen Bestand und die nationale Kultur des deutschen Volkes heraufzubeschwören. Wer den jetzigen Wahlkampf und die erschüt ternden Vorgänge der letzten Wochen in Ber lin mit Aufmerksamkeit verfolgt hat, wird darüber keinen Zweifel mehr haben können, daß die Spannungen innerhalb der deut schen Nation gefahrdrohend wachsen — im Volkston — die Verhältnisse „bis zum Platzen gespannt sind". Der Wahlkamps hat zugleich eine Antwort auf die Frage gegeben, warn m sich die Ver hältnisse in Deutschland so entwickeln. Die Dinge liegen nach Ursache und durchaus mög licher Wirkung ähnlich wie am Ende des Weltkrieges: Wachsende Spannungen in Ge gensatz von Führung und Volk ohne Aus gleichsversuche, und der drohende Zusammen bruch ans ausgehöhlten Fundamenten. Der Weltkrieg wurde — darüber gibt cs heute kaum noch zwei Meinungen — nicht an der Front, sondern in der Etappe ver loren. Zu der Etappe rechnen zur Beleuchtung der Lage in Verbindung mit der Gegenwart vor allen Dingen diejenigen Kreise, welche in der entscheidenden Zeit, etwa vom Juli 1917 an, die politische Führung hatten. Man konnte den Weltkrieg nicht zum Siege führen, wenn man von der Front immer höhere Lei stungen an Einsatz von Leben verlangte, wäh rend man ans der anderen Seite gestattete, daß andere sich ans Kosten der Allgemeinheit die Taschen „siegreich" füllten. Dazu kam als Wesentlichstes, daß man über das Drci-Klas- sen-Wahlrecht des preußischen Landtages Re wachsende Spannung zwischen Volk und Führung nicht lösen konnte. In der Tat wurde der Kampf um das preußische Wahl recht einer der bestimmenden Ausgangs punkte für die Verschärfung der Krise, die mit dem 9. November, dem inneren Zusammenbruch Deutschlands, endete. Entsprechend dem weltanschaulichen Ansatz punkt schlitterte die Novemberrevolution in öen Parteistaat des Jnteressenkentums ohne autoritäre Führung hinein, und bedingte da- wit den Leidensweg der letzten 13 Jahre als geschichtlich folgerichtige Entwicklung. Die Zusammenhänge in der gegenwärtigen Krise sind ähnliche. Der Gedanke einer autori tären Regierung, der Führung, ist an sich richtig. Er liquidiert die Herrschaft des Jn- wressententums des Parteienstaates, führt a b e r z u einer neuen Revolution, muß zu einer neuen Revolution führen, wenn eine solche autori täre Regierung nicht zugleich die wirkliche Gest alte rin einer im Zuge der Zeit liegenden neuen staats- und w i r t s ch a f t s p o l i t i s ch e n Entwicklung wird. Die Beantwortung der Frage, ob die Dinge noch evolutionär, d. h. in der Form fol gerichtigen ruhigen Gestaltens zu meistern sein werden oder nicht, wird vom 6. November, dem Wahlausgang und seiner Auswertung entscheidend bestimmt. Eine nochmalige Auf lösung in den Gegensätzen der Augusttage wäre ebenso folgenschwer wie ein neuer Einsatz der Autorität in starrer Blickrichtung auf Bis marck und seine Zeit, mit der Meinung, das Rad der Geschichte zurück drehen oder staats- männische Genicleistungen einer anderen Epo che kopieren zu können. Ueber allcrcrnstcste Gefahren in solchen Zusammenhängen können unseres Erachtens nur solche im Zweifel sein, welche aus dem Hineinschauen in den bro delnden Kessel der Zeit nichts gelernt haben. W i c sieht e s d e n n ' i n diesem brodelnden Kessel aus? Zwei große weltanschauliche Entwicklungstendenzen heben sich immer deutlicher ab. Kommunismus-Bol schewismus und nationaler Sozialismus, mit anderen Worten ausgedrückt marxistischer Internationalismus oder ein Neuaufbau auf der Grundlage eines gesunden deutschen Sozialismus, was national gesehen, die Ent wicklung der Selb st Verwaltung, wirt schaftlich gesehen die gesunde Entwicklung des Genossenschaftsgedankens und kul turell gesehen, die christlich-weltanschauliche Fundierung öeL deutschen Menschen bedeutet. In der Dreiteilung einer nationalen, sozia len und religiösen Krise liegt zugleich die An erkenntnis, daß wir uns zur Zeit in einer sogenannten Totalkrise befinden, bei welcher eine Wiedergeburt nur möglich ist von der Grundlage des Weltanschaulichen. Sie muß ausgehen von dem Einzelmenschcn über Familie, Landschaft nach oben, und kann nicht von oben her durch M a tz n a h m e n erreicht werden, die den zersetzten Zustand, die Fäul nis, welche uns ails der vergangenen Epoche übrig geblieben ist, übertüncht. Die besten Maßnahmen müssen scheitern, wenn die Ge- sinnungsgrundlage als notwendige Voraus setzung ihrer sinnvollen und selbstlosen Durch führung fehlt. Partei, Staatspartei usw. sind nur Gruppen- bildungen innerhalb einer solch gleichgelager» ten Wirtschaftsauffassung.' Wie st ehe n nun in dieser Bezie hung die Fronten? Es gibt drei große weltanschaulich fest umrissene Gruppen inner halb der deutschen Volksfront, deren Zielset zungen ganz unmißverständlich klar sind. Die erste Gruppe ist der N a t i o n a l s o z i a - l i s m u s mit der Zielsetzung eines Neubaues der deutschen Nation auf der Grundlage eines deutschen Sozialismus und die Beendigung der Epoche des materialistischen Liberalismus, der im Weltkrieg als einem „weltwirtschaft lichen Geschäft" kulminierte. Die zweite Gruppe ist das Z e n t r u m. Sie gründet sich weltanschaulich auf den K a - t h o l i z i s m n s. Es erstrebt politische Macht, um zugleich die Stellung der katho lischen Kirche innerhalb der Welt als die „Sancta ecclesia von dieser Welt" mit poli tischen Mitteln zu sichern. Die dritte Gruppe ist der Kommu- nismus, der nur die radikalste und konse quenteste Form des marxistischen Sozialismus ist. Er erstrebt, ausgehend von dem M en s ch - heit sg e d a n k e n , die Durchführung des Menschenglückes durch den Aufbau einer kol lektivistischen internationalen Ordnung der Dinge. In ihr hat letzten Endes die gesamte Menschheit wie eine wohlgeordnete und geölte Maschine ihren Tageslauf zu vollenden. Dabei spielt die auskömmliche Versorgung mit dem täglichen Brot für jeden Einzelnen d i e Rolle, neben der alle anderen Gesichts punkte, zurückzutreten haben. Es ist das End produkt des materialistischen Kollektivismus. Zwischen diesen Gruppen stehen noch zwei andere, nämlich die Sozialdemo kratie, die sich vom Kommunismus in Wirklichkeit wohl nur durch die Taktik des Vorgehens, nicht grundsätzlich unterscheidet, und die D e u t s ch n a t i o n a l e n, deren Ziel die Wiederherstellung einer Ordnung in den vorkriegsmäßigen Zusammenhängen ist u n - t e r Ablehnung jeder A r t von So zialismus, sei er nun alter marxistischer oder neuer deutscher Prägung, unter starker Betonung n a t i o n a l w i r t s ch a f t l i ch c r und n a t i o n a lp o l i t i s ch e r Bindun gen in liberalistischer Wirtschafts- und Welt anschauung. Deutsche Volkspartei, Wirtschafts- Wie lassen sich diese Behauptun gen aus dem Wahlkampf belegen? Die Zielsetzung für die Deutschnationale Volkspartei hat in gedrängter Form H u g e n - berg in seinem letzten Wahlaufruf vor dem 6. November festgestellt, in welchem es wie folgt heißt: „Parteistaat oder unabhängige Staatsfüh rung, das ist die Frage, der auch die Ent scheidung des 6. November gilt. Der Partei staat ist die Frucht des 9. November. Er ist die Grundursache der deutschen Not. Unter dem Protest der schwarz-roten Parteien ist der Bruch mit dem alten System vollzogen. Im Reich haben wir eine von den Parteien unabhängige Regierung, in Preußen sind die schwarz-roten Machthaber ans ihren Machtstellungen entfernt. Wollen wir zu rückfallen in die Zeit der Herrschaft der Ro ten und der Schwarzen oder wollen wir deren Parteiregiment durch ein anderes Re giment ersetzen? Wer beides nicht will, wer einen neuen, auf dem nationalen Gedanken Gedanken aufgebauten, aber von Sozialis mus freien Staat will, wer eine unabhän gige und starke Staatsführung für die Vor aussetzung eines neuen und glücklichen Deutschland ansieht, der kann nur die Dentschnationale Volkspartei wählen." Dieser Auffassung gegenüber steht die be kannte nationalsozialistische, die bewußt dev Aufbau unter Einschaltung des Sozialismus und zwar in einer deutschen Prägung will, einmal, weil heute ohne eine die Einzelpcr- Zwischenbemerkung. Sehr offenherzig ist eine japanische Kon kurrenz in Tokio gegen eine deutsche (Dresdeners Firma. Sie schreibt der Firma, die eine Offerte gemacht hatte, das Folgende: „Wir bestätigen mit Dank den Empfang Ihres Briefes, durch den Sie mit uns in Gc- schäftsbeziehung zu treten wünschen. Wir teilen Ihnen mit, daß mir nicht in der Lage sind, Ihren Artikel zu importieren, da unsere Werke die Ware in höchster Qualität und auch in ausreichenden Mengen selber herstellen. Wir sind Ihrem ganzen Volk in der Tal sehr dankbar, daß es uns in der Vergangen heit vieles in allen möglichen Branchen ge lehrt hat. Jetzt wächst unsere eigene Indu strie heran: wie aus Kindern Männer werden, so gehen die Produkte dieser sioll entwickelten Fabriken in Konkurrenz mit Ihnen hinaus auf die Weltmärkte. Können Sie etwas dagegen tun? Nein! So ist die tatsächliche Lage heute in Japan Wir glauben nicht, daß Sie die leiseste Charter oder auch nur überhaupt eine Möglichkeit haben, Ihren Artikel in unserem Lande ein- zuführen. Im Gegenteil, gerade in Ihrer Branche wird Japan in der Welt führend sein: wir sind bereit, gegen die härteste aller Konkurrenzen zu kämpfen. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß diese Mitteilung Sie davor bewahren wird, Ihr« kostbare Zeit und Materialien zu vergeuden. Hochachtungsvoll . . Wirklich eine große Offenherzigkeit, dazu lehrreich, wie wir selbst das Großwerder ausländischer beziv. überseeischer Konkurrenz gefördert haben. Der Schüler macht sich selb ständig, im vorliegenden Fall in Formen, dii etwas Herausforderndes an sich haben. Die weltwirtschaftliche und weltpolitisch' Perspektive: Tie Asiaten werden dev Westen noch zu schaffen machen! Bestimmt unrichtig handeln würde derjenige, der morgen, am 6. November 1932, der Neichstagswahl fernbleiben wollte. Gewiß ist das Zuviel an Wahlen in den letzten Jahren und namentlich dem jetzt allmählich zu Ende gehenden nicht erbaulich. Künftig aber wird es einfach nicht mehr gehen mit dem „Heraus aus dem Wahlkampf — Hinein in den Wahlkampf!" Eine übermäßige Wählerei muß sich nun, angesichts der zum gebührenden Handeln naturnotwendig zwingenden Lage in Volk und Staat, von selbst erledigen. Die Gestaltung des neuen Reichstages auf Grund der morgigen Kraftprobe wird irgendwie für das Kommende von Bedeutung fein müssen, so oder so. Beteiligt an der Formung des nächsten Reichsparlaments ist nur der aktive Wähler. Wer, der es ernst nimmt mit feinem staatsbürgerlichen Recht, kann da zu Hause bleiben? Der die Wahlurne flieht, unterläßt es zu seinem Teil, an der Bestimmung des Künftigen, dem wir alle unterworfen sind, mitzuwirken. K »■: