LanLsszsttung 6tì)îeswîg-Bolffeinîfd)e 125. Jahrgang 425. Jahrgang. Echriftleitung und Geschäftsstelle: Rendsburg. Bahnhofstraße 12/18 Fernsprecher Nr. 2551 — Telegramm-Anschrift: Tageblatt Bezugspreis: Monatlich RM. 1.75. zuzüglich 25 Pfg. Bestellgeld. Bei Abholung RM im — Ausgabe B mit Illustrierter Beilage RM. 2.25, bei Abholung RM. 2.05. Einzelnummer 10 Pfennig, Sonnabends 15 Pfg. Bankkonten: Westhnlsteînische Dank. Spar» und Leih-Kaffe, Bankverein A.-G.» Wirtschastsbemk, Decnntenbank, Schleswig'Holstemilche Dank. Landkreditbank A.-G. alle in Rendsburg und Gemeinde-Sparkasse, Büdelrdorf. Postscheck-Äonto: Hamburg 16278. Erfüllungsort Rendsburg. Del Zahlungsverzug oder Konkurs entfällt der Anspruch aus einen gewährten Anzeigen. Rabatt. Im Falle höherer Gewalt hat der Bezieher keinen Anspruch aus Lieferung oder Nachlieferung der Zeitung oder aus Rückzahlung des Bezugspreises. Allzeigenpreis: Die 1st gespaltene Kolonelzeile 25 Jfá Reklamen 125 Zahlungsziel 14 Tage. 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Auch hier ist die Stetigkeit im Ab lause der Geschehnisse, das 1l eberdauernde von Einrichtungen, Gewohnheiten, Sitten, das Unab änderliche im Charakter einer Raste oder eines Volkes, aber auch das Typische eines bestimmten Menschlichen sehr viel mächtiger, als die wechseln den Parolen sein können, die von den Zeitläuften jeweils ausgegeben werden — und die vergehen, wie diese. Der konservative Mensch denkt nicht in Individuen, wie der liberale Mensch, dessen Welt bild bei seinem Ich anfängt und endet. Er denkt auch nicht in unterschiedlosen Menschlichkeiten, wie der revolutionäre Mensch dies tut, weil er nur so seinen Klassengedanken zu unterbauen vermag. Der konservative Mensch kann mit dem Begriffe einer „Menschheit" keine augenscheinliche und sinn fällige Vorstellung verbinden: er hat diese Mensch heit noch niemals einig und versammelt gesehen. Er erkennt, daß das Leben der Menschen sich in Nationen erhält. Also sucht er das Leben der, jenigen Nation zu erhalten, der er angehört. Reaktionärtum bezieht sich auf Formen. Konser vativismus bezieht sich auf die Sache. Welche Sache ist heute unsere Sache? Welche kann sie nur sein? Welche muß sie sein? Der liberale Mensch möchte noch immer eine westliche Sache aus ihr machen, und der revolutionäre Mensch seine weltproleta rische. Alle Erfahrungen von Versailles haben den einen, alle Erfahrungen mit Moskau und der Ra tionalisierung des Sowjetstaates den anderen nicht von Lieblingsvorstellungen abzubringen vermocht. Der konservative Mensch ist sich darüber klar, daß es sich für uns nunmehr und nur noch um die deutsche Sache handelt. Wie kann er, auf den das „Ich dien" seiner Väter unter so ganz ande ren politischen Voraussetzungen übergegangen ist, dieser deutschen Sache dienen? Vor dieser Frage muß der konservative Mensch sich notwendig nach der einen Seite mit dem republikanischen Gedan ken, nach der anderen Seite mit dem legitimisti- schen Gedanken auseinandersetzen. Es wäre durchaus vorstellbar, daß wir, die wir ein Jahrtausend lang ein monarchisches Volk ge wesen sind, ein nächstes Jahrhundert lang ein republikanisches Volk sein werden. Diese Weichsel angeschossener deutscher Arbeiter von pol nischen Erenzbeamten in einem Boot auf die pol nische Seite gebracht worden sein soll, hat eine deutsch-polnische Untersuchung eingesetzt. Nach den deutschen Ermittlungen steht schon einwandfrei fest, daß der verwundete Deutsche von deutschem Gebiet verschleppt worden ist. und im Benehmen mit den Vertretungen der Kriegsopfer Verwendung finden soll. Màr im VsWchrlsami msgeW. Im Wohlfahrtsamt in der Blumenstraße zu Berlin erschienen Montagvormittag mehrere Frauen und verlangten eine Heraufsetzung ihrer Unterstützungssätze. Als der Vorsteher den Frauen erklärte, daß ihre Anträge erst geprüft werden müßten, verließen sie das Wohlfahrtsamt. Nach ihrem Weggang wurde festgestellt, daß einige der Frauen ihre Kinder, insgesamt sieben, auf dem Wohlfahrtsamt zurückgelassen hatten. Da sich zu nächst nicht feststellen ließ, wem die- Kinder ge hörten, wurden sie ran einer Fürsorgeschwester ins Waisenhaus gebracht. In immer stärkerem Umfange macht sich bei ben Steuereingängen in Preußen — und öie Verhältnisse in den anderen Ländern werden ähnlich sein — die Tatsache geltend, daß die Gemeinden mit den fülligen Siaatsübermei- sungen im Rückstand bleiben. Während die Steuerzahler ihre Pflichten auch unter den heutigen Verhältnissen noch relativ stetig er füllen, sind es die Gemeinden, die sich mit den bei ihnen eingehenden Staatssteuern in ihrer eigenen Not durchzuhelfen versuchen und dann nicht mehr in der Lage sind, den fälligen Anteil an den Staat abzuführen. Bvn gut unterrichteter Seite hört man, daß in den letz ten Monaten der Ausfall an Einnahmen auf diese Weise bei Preußen auf 25 Millionen Mk. angewachsen ist, ein Betrag, der bei der Größe des preußischen Haushalts schon sehr empfind lich ins Gewicht fällt. Im Laufe eines ganzen Jahres würde sich also ein Gesamtausfatt von rd. 200 Millionen Mark ergeben. Die preußische Regierung hat sich verschie dentlich mit der Frage beschäftigt, was zu tun sei und welche Möglichkeiten beständen, die Gemeinden zur Ablieferung der staatlichen Ueberweisungssteuer anzuhalten. Rechtlich ist dem preußischen Finanzminister die Möglich keit gegeben in dem gleichen Umfange, wie die Ueberweisungen der Gemeinden an den Staat zurückgehen, d. h. genauer gesagt: zurückgehal ten und selber verbraucht werden, die Steuer überweisungen, die der Staat an die Gemein den verteilt, im ganzen für alle Städte zu kürzen. Bei diesem Verfahren würden aber auch die zahlungswilligen Städte, die ihren Verpflichtungen nachkommen, geschädigt,' des halb hat man von diesem Verfahren bisher nur einmal Gebrauch gemacht. Es bleibt also nichts anderes übrig, als daß die Landesregie rung ein Auge zudrückt und zusieht, wie sie die Ausfälle in ihrem Etat auf andere Weise aus gleicht. lZWl in Baptns Ņmrķ. Sonntagabend traf Reichsinnenminister Frei herr von Eayl zu seiner Reise in die bayerische Ostmark in Hof ein. Aus München kamen der bayerische Innenminister Dr. Stütze! und der Ver treter des Reiches, Freiherr von Lersner. Die Weiterfahrt im Kraftwagen ging über Markt- leuthen nach Selb und Marktredwitz, wo Mini sterpräsident Dr. Held hinzukam. Die Reise des Reichsinnenministers nach dem Bayerischen Wald ist auf Grund der neuesten innerpolitischen Entwicklung auch mit den Verfassungsplänen der Reichsregie rung und mit der besonderen Stellung, die hierbei die süddeutschen Länder einnehmen, in Verbindung gebracht worden. In der Tat ist anzunehmen, daß der Reichsinnenminister seinen Aufenthalt in Bayern dazu benutzt, mit dem Ministerpräsidenten Dr. Held und dem Innenminister Stütze! die Fühlung nahme über die Grunbzüge der neuen Ver fassung fortzusetzen, die bei dem Besuch des Reichskanzlers in München in Gang gekom men ist. In politischen Kreisen verlautet aber, daß eingehendere Besprechungen über dieses Thema schon deshalb gegenwärtig nicht stattzufinden brauchten, weil eine Verständi gung über die Grundzüge erzielt und die Fertigstellung der Einzelheiten vor Ende No vember nicht zu erwarten sei. Ein lotet in Leipzig. Nach der nationalsozialistischen Wahlkundgebung in Leipzig kam es zu einem Zusammenstoß, bei dem 3 Personen, darunter 3 Nationalsozialisten, schwer verletzt wurden. Der 24jährige Bäcker Al fred Kindler ist im Krankenhaus an einem Lun genschutz gestorben. Es sollen Schüsse aus einem Links-Arbeiterheim gefallen sein. Der verstorbene Kindler war Natio nalsozialist. GmW soll mm Schlag gàffen fà TU. London, 18. Okt. (Eig. Funkmeld.) Wie man erfährt, ist Gandhi kurz nach Been digung seines Hungerstreiks von einem Schlag getroffen morden. Seine Erkrankung sei der Grund, warum die indische Regierung plötz lich nnd unvermittelt alle Besuche untersagt und ihn wieder von der, Vcrbindnng mit der Außenwelt abgeschnitten habe. Man habe außerordentliche Vorsichtsmaßnahmen getrof fen, um zu vermeiden, daß Nachrichten über Gandhis Zustand die indische Bevölkerung erreichten. Mm Herabsetzung fees $en|ions- dlenslallers. Entgegen einer anders lautenden Meldung kommt eine Herabsetzung des Pensionsdienstalters weder im Reich noch in Preußen in Frage. Zrasiliamsche Nsratormms-Mempause. 60 Tage lang keine Schuldenzahlung. Ein vom brasilianischen Präsidenten Vargas ver fügtes kMägiges Schuldenmoratorium bezieht sich auf alle Privat- und Handelsverpflichtungen in brasilianischer Währung, die vor dem 20. Juli in irgendeinem Teil Brasiliens eingegangen worden sind. Das Moratorium umfaßt ferner die Schul den, die der Staat Sao Paulo im Bürgerkrieg nach dem 9. Juli gemacht hat. Es dient dem Zweck, dem Lande eine Atempause zu geben, in der sich Brasilien von den Folgen des Aufstandes in Sao Paulo, der drei Monate gedauert hat, wieder er holen soll. ZWischeusÄl m her NZichsà Wegen eines polnisch-deutschen Erenzzwischen- salls, wobei ein beim Weidenschneiden an der Der Leipziger Prozeß geht zu Ende. ENtscheihmW meldet in 8 ZMM Die materiellen Verhandlungen im Verfas sungsstreit wurden gestern abend beendet. Präsident Bumke teilte mit, daß die Entschei dung nicht vor Dienstag nächster Woche ver kündet werde. Er könne aber noch nicht sagen, ob überhaupt eine Entscheidung ergehen würde oder ob die Verhandlung wieder eröff net werden müsse. Es kam zu einem Zusammenstoß. Professor Schmitt von der Reichsvertretung erhob sich zu einer entschiedenen Entgegnung insbeson dere an Professor Heller. Er sagte, daß die Frage der sog. Formalien in diesem Prozeß den Kernpunkt bildeten. Ganz allgemein wolle er ausführen, daß es über die Landesgrenzen hinweg straff organisierte Parteien gäbe, die vermöge dieser über die Grenzen gehenden Organisation ständig eine Bedrohung der Selbständigkeit des Einzellandes bedeuten. (Große Unruhe bei der bayerischen und preußischen Vertretung. Professor Heller: „Das ist unerhört!") In dieser Tatsache liege eine Gefahr fortgesetzter Störung der öffent lichen Ordnung und Sicherheit, und wenn der Reichspräsident sich gezwungen sehe, gegen solche Gefahren vorzugehen, dann handle er nicht im Widerspruch mit der Selbständigkeit des Landes. (Erneute Un ruhe bei der bayerischen nnd preußischen Ver tretung.) Bayern werde vielleicht eines Tages Gott danken, daß es solche Einwir- kungsmöglichkeiten gebe. Nachdem die Vertreter des Reiches und der Länder nochmals ibren Standpunkt dargelegt hatten, erklärte der Präsident die Verhand lung für beendet. Eine feste Vorhersage für den Termin der Verkündung der Entscheidung könne er nicht geben. Vielleicht werde am nächsten Dienstag die Entscheidung verkündet. Zwischenbemerkung. In einem Wohlfahrtsamt in Berlin ließen Mütter ihre kleinen Kinder hilflos zurück, nachdem Zusatzunterstützung abgelehnt war. Das Elend deutscher Erwerbslosigkeit beginnt allmählich alle Widerstandskraft zu erschöpfen. Wer könnte diesen Zuständen gegenüber einen Stein werfen wollen auf solche, die am Ende ihrer seelischen Kräfte angelangt sind? Sollten solche Erlebnisse im Volle nicht viel mehr für alle verantwortlichen Kreise eine letzte stärkste Mahnung dafür sein, ■ die Arbeits beschaffungsfragen zu lösen, wenn nicht anders so unter Freimachung von Bindungen, die heute schon zu der Frontstellung Hindenburg — Schleicher gegen Luther — Sch 8 ffer — Warmbold geführt haben und zwar unter der Devise: Hie Arbeit, dort Finanz kapita- l i s m u s ; hie Volksinteressen, dort hochkapitalistischesJnteressentum? Kann es imponieren zu hören, daß die Arbeits- deschaffung z. Zt. unter dem Stern eines 2.5 Milliarden buchmäßigen Börsen gewinns durch Erhöhung der Effektenkurse und der konjunkturellen Preissteigerung für Rohstoffe steht als ein angeblich erstes und bedeutsames Anzeichen dafür, daß es „bergan" geht? Vei Hindenburg. §-Millionen-Fo»Ss für Kriegsopfer. Ter Reichspräsident empfing den Vorstand des Aeichsausschuffes der Kriegsbeschädigten und Kriegerhinterbliebenenfürsorge sowie eine Abord- ņung des Landesverbandes Westfalen-Mitte im ''Aeichsverband deutscher Kriegsopfer", die ihm ^ie Wünsche und Sorgen der Kriegsbeschädigten ^nd Kriegerhinterbliebenen vortrugen, insbeson dre die starken Verschlechterungen darlegten, die durch die letzten Notverordnungen in der Kriegs- opferfürsorge eingetreten sind. Der Reichspräsident brachte seine wärmste Teilnahme für das Los der Kriegsopfer und seinen Willen zum Ausdruck, so- ÜG . ri> es die finanzielle Lage des Reiches irgend- 7^ gestatte, allmähliche Beseitigung der Kllrzun- gen eintreten zu lassen. Der Reichsarbeitsminister f ® { alsbaldige Milderung einer Reihe von Här- en in Aussicht, die sich bei der Durchführung der ^Ken Notverordnung gezeigt haben, und teilte a»îr> daß hierfür ein besonderer Fonds von fünf ^,'Ktonen Mark bereitgestellt fei, der für die Zeit 15 âtt'tiï Schluß des Haushaltsjahrs bestimmt ist M AîMaîen-SMàg In NeumÄnster Die Kandidaten der SPD. und Staatspartei. Vom sozialdemokratischen Bezirksparteiiag, der am Sonntag in Neumünster stattgefunden hat (Breitscheid hielt eine Rede), wurden folgende Reichstagskandidaten für Schleswig-Holstein auf gestellt: 1. Louise Schroeder, 2. Otto Eggerstedt 3. Max Richter, 4. Louis Biester, 5. Paul Löhrke, 0. Richard Hansen. » Es handelt sich um die alte Kandidatenliste der SPD. Auch der schleswig-holsteinische Landesverband der Deutschen Staatspartei hat in Neumünster getagt (Reichstagsabg. Lemmer erstattete ein Re ferat) und Kandidaten für den 6.-November auf gestellt. Es sind: 1. Rechtsanwalt Dr. Friedrich Koch, Altona, 2. Lotse Jean Lindemann, Vruns- büttelkoog, 3. Lehrer Heinrich Reefe, Kiel, 4. kfm. Angestellter Heinrich Möller, Altona, 5. Frau Maria Becker, Blankenese, 6. Angestellter Paul Fischer, Kiel. Bekanntlich hat auch die Deutsche Volkspartei Schleswig-Holsteins in Reumünster ihre Kandi daten benannt, so daß man von einem Kandida- ten-SoN'Ntaa in Reumünster sprechen kann.