a sr 123. Jahrgang. 6d)leswig-Dolfieinifd)e LanLeszsîtung 123. Jahrgang. Anzeigenpreis: Die 10 gespaltene Kolonelzeile 25 ^ Reklamen 125 Zahlungsziel 14 Tage. FilrAufnahme derAnzeigen an bestimmten Plätzen sowie in den vorgeschrieb. Nummern kann keine Gewähr über nommen, eine Ersatzpflicht od. Haftung bei Nichteinhaltg. derartiger Bestimmungen also nicht anerkannt werden. EinzeWerkaņşêpreiS »S Goldpşeņnķg Echriftleitung und Geschäftsstelle: Rendsburg, Bahnhofflratze 12/16 Bezugspreis: Monatlich 3.— Reichsmark einschließlich Bestell- bezw. Abholgeld Ausgabe 8 einschließlich Illustrierte Wochenbeilage Reichsmark 2.30. Einzeln 15 Rpfg. Fernsprecher Nr. 2551 — Telegramm-Anschrift: Tageblatt Dimkkontrn! Spar. und Leih-K->sse, B-ndvkrrin A.-G. Dcamtknd-n», Wirpch-fànà, Schlķ-wts-Holftà Dan». Westholsteînische Band. Landàditbanl, Schlc-w.-Hoîft. A.-D. aUt in Rkndsdurg a. ©tmdnSe.Spatiofst îffl&elsfcorf. Postşcheck'Konto: Hamburg 16278. Erfüllungsort Rendsburg. j Dei Zahlungsverzug oder Konkurs entfällt der 5 Anspruch aus einen gewährten Anzeigen - Rabatt, r Im Falle höherer Gewalt hat der Bezieher keinen : Anspruch auf Lieferung oder Nachlieferung der r Zeitung oder auf Rückzahlung des Bezugspreise». Sonnabend. den 27. September Gàràn zur Lertgeschichte. 4-D Die Wahlschlacht mit ihrer die Masse -es Volkes erregenden Stimmenwerbung der Parteien ist zu Ende. Je mehr wir von ihr Abstand gewinnen, desto klarer werden wir das grundsätzliche Ergebnis der letzten Wah len zu erkennen in der Lage sein. Wir wer ben sehen, daß es nicht etwa ein Ringen der Geister um d i e Entscheidung war, ob der Bolschewismus oder der Faschismus die nächste Stufe der — n i ch t über das Par lament zu erreichenden — Entwicklung in Deutschland sein wird, sondern daß in der letzten Wahl die fruchtbaren Anfänge dafür sichtbar wurden, daß Deutschland in den Kampf um einen g e r m a n i s ch e n Staatsaufbau eingetreten ist. Die ser hat den Selbstverwaltungsge- banken unter Ausschaltung wesensfremder westlicher Gedankcngänge zum wesentlichsten Inhalt. Es darf aber die historisch? Lehre nicht vergessen werden, daß straffe Staatsführung und Selbstverwal- t u n g im deutschen Staatsorganismus zusam mengehören. Beide Gedanken ergänzen sich gegenseitig und werden als Wunschbild grundsätzlich bejaht. Die Scheidung der Geister setzt aber bei der Frage ein, ob die Durch führung beider Gedanken horizontal, d. h. gleichzeitig, oder — unter Berück sichtigung der gegebenen politischen Zwangs lage Deutschlands — vertikal, d. h. nach einander, vollzogen werden kann. Oder anders ausgedrückt: Ob die Beseitigung des äußeren Druckes die notwendige Voraus setzung für den inneren Umschichtungspro zeß oder umgekehrt, der Neubau im Innern die notwendige Voraussetzung für die außen politische Entlastung ist, oder ob beides gleich zeitig Hand in Hand gehen muß und kann. So betrachtet, stehen sich nationalsozialistischer Aktivismus mit dem Ziel straffster Zusam menfassung der Volkskräfte, um z u n ä ch st den deutschen Lebenswillen nach außen ein setzen zu können und jungdeutscher Aktivismus für den Selbstverwaltungsgedan ken nicht als Gegensatz gegenüber, sondern als zwei Aufgaben, die gleicherweise erfüllt werden müssen, wenn wir einen Staatsneu bau finden wollen, in dem das Urrecht des Germanentums mit den Notwendigkeiten eines starken modernen Staates sich vereinen. In diesen Zielen braucht sich der verschieden gelagerte Aktivismns nicht gegenseitig zu ver neinen, er müßte sich ergänzen und er wird es, wenn die Leidenschaft der Wahlauseinander setzung staatsmännischem Wirken Zeit und Gelegenheit gibt, das Ergebnis der Wahlen in den zu tage getretenen Ideen auszuwir ken. Realvolitisch hieße das Reichs-, So zial- und B e r w a l t u n g s r e f o r m nach innen, aktive Außenpolitik unter kluger Abwägung der gegenwärtig bestehenden Mög lichkeiten mit dem Gegensatz englisch-ita lienischer und französischer Außen politik nach außen. - Wir haben in den letzten Wochen der Wahlkämpfe die Fortsetzung einer Reihe von Aufsätzen über den Staat Mussolinis unter brochen, weil Wahlzeiten einer leiden schaftslosen sachlichen Beschäfti gung mit solchen Fragen der Zeitgeschichte nicht dienlich sind. Wir fahren deshalb erst heute sort mit einer weiteren Abhandlung aus dem Werke von Professor Mehlis, noch mals betonend, daß das romanische Vor bild nicht Abklatsch für deutsches Wer den bedeuten kann. Wir werden, angeregt durch den Wahlkampf, bemüht bleiben, an schließend eine Reihe von Aussätzen über den germanischen Se l b st v ? r w a l t u n g s- gedanken zu bringen, der gegenüber dem römischen Vorbild im deutschen Staatsauf bau besonders betont werden muß, wenn Deutsches Wesen in einem neuen Volks st a a t nicht einen verstüm melten Ausdruck finden soll. Wir weisen deshalb insonderheit darauf hin, daß in der nachfolgenden Betrachtung eindring lich betont wird, daß jeder großen Na tion eine ihr eigentümliche W e r t - indiviünalität zukommt, die es zu entfalten und auszubilden gilt. Professor Dr. Mehlis schreibt zur Sache unter anderem: Jeder moderne Staatsschöpfer und Refor mator steht vor der schwierigen Aufgabe, den nationalen Gedanken mit dem sozt- a l e n zu versöhnen, da sie beide für alles staatliche Leben von grundlegender Bedeu tung sind. Die Versöhnung zwischen dem nationalen und sozialen Moment erfolgte im Staat Mussolinis in der Weise, daß der nationale Gedanke in der Staatsform seinen kühnen und entschlossenen Ausdruck findet, während dem sozialen Gedanken in der Organisation des wirtschaftlichen Lebens im weiten Umfang Rechnung ge tragen wird. Wir wollen den italienischen Staat h i st o r i s ch und problemge- s ch i ch t l i ch orientieren. Wir beginnen mit der h i st o r i s ch e n O r i e n t i e r u n g. Da tritt uns als erste große vorbildliche Form, die der Staatsgedanke in einem schöpferischen Geist angenommen hat, der platonische Staat entgegen. Der platonische Staat ist ein vom philosophischen Denken durchdachtes Staats gebäude. Und gerade dies Moment des Durchdachtseins hat der Staat Mussolinis mit dem platonischen gemeinsam. Beide sind von einer Idee getragen und durchdrungen. Beide sind an die Idee gebunden. Für beide besteht der Gedanke zu Recht, daß der Staat an das Uebersinnliche gekettet ist, daß es ihm nicht geziemt, ein rein materielles Dasein zu führen, daß er die Ver wirklichung höchster sittlicher Werte ist. Der Staat ist eine W e r t g e m e i n s ch a f t. Er ist im Uebersinnlichen verankert und kein bloßes Produkt der Sinnenwelt. Er ist in erster Linie die Verwirklichung ethischer Werte, desGuten und der sozialen Gerechtigkeit. Wird der Staat lediglich als ein Produkt der Sinnenwelt aufgefaßt, als Ansammlung von Kraft, orientiert an relativen Wertbe griffen wie Nutzen, Vorteil, Be quemlichkeit, allgemeine Wohl fahrt: dann ist der Staat keine geistige Macht und kann auch keine großen geistigen Wirkungen ausüben. Das aber scheint mir das Entscheidende für eine staatliche Macht zu sein, daß sie als geistige Wesenheit ihre Aufgabe im Dienste der Menschheit erfüllt. Wie der platonische Staat ist auch der Staat Mussolinis als konkrete Gemeinschaft gedacht. Der Staat ist nicht nur Herrscher, imaginärer allgemeiner Volkswille, Mecha nismus der Gesetze und des Beamtentums, sondern fällt mit dem Leben der Nation zu sammen. DerStaat ist die organi sierte V o l k s g e m e i n s ch a f t. Im Staate Mussolinis lebt der Gedanke, daß jeder großen Nation eine eigentüm liche Wertin diviöualität zu kam mt, d i e es zu entfalten und auszubilden gilt. Zwischen diesen ver schiedenen Wertindividualitäten ist ein gut nachbarliches Verhältnis durchaus möglich. Es gibt aber keine politische Macht, die an Wertbeüeutung das Leben der Nation überragt. Bei den Philosophen des deutschen Idealismus befindet sich manches, was Be ziehung besitzt zu den italienischen Staats- gedanken. Bei Fichte findet sich die Idee des Staates als Volkspersönlichkeit und die Ver bindung des nationalen Gedankens mit der staatlichen Organisation. Die vollendete Ge meinschaftsform, die der Mensch verwirklichen soll, ist der nationale Staat oder die staatlich organisierte Nation, in der sich die Vernunfts idee eines Endzwecks der menschlichen Gesell schaft erfüllt. Die Persönlichkeitsidee ist zu eng, der Menschheitsgedanke zu weit, um das sinnvolle, vernunftgemäße Leben der Ge meinschaft zu tragen. Ursprünglich war Fich tes Auffassung vom Staat sehr viel formaler. Er wollte nur die Rechtsordnung und das 1 Milliarde Fehlbetrag, wie vermutet. Neuer Pump geplant. Man erwartet, daß am heutigen Sonw abend anläßlich der Bekanntgabe des Sanie rungsprogramms der Reichsregierung auch genaue Mitteilungen über den zu erwarten den Fehlbetrag im Reichshaushalt gemacht werden. Die Zahlen, die zur Zeit in den Kreisen, die der Reichsregierung nahestehen, genannt werden, belaufen sich auf etwa eine Milliarde Mark. Damit wird die Meldung, die noch vor einigen Tagen amtlich bestritten wurde, bestätigt. Im einzelnen schätzt man den Fehlbetrag bei der Arbeitslosenversiche rung, wie berichtet, auf rund 400 Millionen Mark, während die Mindereinnahmen aus Steuern, Zöllen usm. infolge der Wirtschafts krise ans 400—500 Millionen Mark beziffert werden. Hinzu treten zumindest wettere 100 Millionen Mark als Mehraufwendung für die Krisenfürsorge. Insgesamt glaubt man, daß ein zu deckender Betrag für den Reichshaus- halt in Höhe von 600—700 Millionen Mark verbleiben wird, wenn die Erhöhung der Ar- bcitslosenversicherungsbeiträge um 2 v. H. die erhofften Mehrerträge in vollem Umfange erbringt. Da die Reichsregierung ein weiteres Anziehen der Steuerschraube für wirtschaftlich wie politisch unmöglich halte, bleibe ihr. so heißt es, somit kaum etwas anderes übrig, als den Fehlbetrag in seiner Gesamthöhe von voraussichtlich 600—700 Mil lionen Mark durch einen kurzfristigen Kredit abzudecken, soweit nicht „kassentechnische Mit tel" (Wo sind sie? Dchriftl.) zur Verfügung ständen. Falls ein derartiger „Ueberbrückungs- kredit", der natürlich über das Ende des lau fenden Haushaltsjahres hinaus aufgenommen werden müßte, sich als unvermeidlich erweise, dürfe die Reichsregierung die lex Schacht, die den laufenden Etat mit 450 Millionen Mark belastet, auch im neuen Haushaltsjahr weiter durchführen müssen. Durch die lex Schacht sol len bekanntlich Mittel für Abdeckung der schwebenden Schuld bereitgestellt werden. * Man ist also wieder im Begriff, einen größeren Pump aufzunehmen, wie schon so oft. Angeblich bleibt nichts anderes übrig. Ein Staat aber, der so hartnäckig vor den Türen der Geldmächte um neuen Kredit anhalten muß, setzt sein politisches Ansehen aufs Spiel. Es wird zur Zeit um hochernste Tinge von Volk und Staat gewürfelt, und der Staat hätte ureigenstes Interesse daran, mit den vorhandenen Mitteln auszukommen durch un barmherzige Einschränkung der Ausgaben, wovon der Reichsfinanzminister Dietrich noch vorgestern sprach. Den entscheidenden Schritt vom Wort zur Tat jedoch scheint man wieder nicht zu tun. öomjelrußlMd hat einen schlimmen Vinter m sich. Nach neuesten Meldungen aus Moskau wird in einer Verordnung des Zentralausschusses der Kommunistischen Partei zugegeben, daß das bis herige Ergebnis der Eetreidcablieferung außer ordentlich ungenügend sei. Es sei nunmehr ernst lich mit einer Hungersgefahr im kommen den Winter zu rechnen. Da das Programm für August nur bis zu 67 v. H., das für September aber sogar nur bis zu 47 v. H. durchgeführt ist, werden wiederum gegen die im „Lieferstreik" be findlichen Bauern die schärfsten Strafmaßnahmen angeordnet. Zu gleicher Zeit gibt das Präsidium des Zentralvollzuqsausschusses bekannt, daß auch der Verlauf der Herbstaussaat vollkommen unzu reichend sei. Aus Vertretern der Industriearbei ter und der kommunistischen Iugendverbände wer den neue „Stoßbrigaden" gebildet, die in den Dör fern dis Getreideablieferung „organisieren" und dis Durchführung der Herbstaussaat überwachen sollen. politische und wirtschaftliche Leben mit dem Staatsgedanken verbinden, während er meinte, daß Moral, Kunst, Philosophie und Religion wegen ihres antagonistischen Ver hältnisses zum Staat niemals in seiner Sphäre verbleiben könnten. Allinählich ge wann er jedoch eine konkretere Auffassung vom Staat und erfüllte ihn mit dem Reichtum des nationalen Lebens. Mit dem Begriff des nationalen Staates verbindet Fichte die Vorstellung des Eigentümlichen, Unersetzlichen, von der Vernunft der Welt zur Erreichung ihrer Ziele Gewollten. Die Idee des Staates als einer konkreten Gemeinschaft, in der das ganze Wertkeben der Nation sich entfaltet, ist dann von Schel ling noch sehr viel energischer und bestimm ter gedacht worden. In dem wahrhaften Staate, heißt es bei Schelling, dem einzigen, der in der Vernunftidee ist, lebt die Wissen schaft in der Weisheit der Regierung und die S i t t l i ch k e i t in dem Heroismus der Nation. Die Kunst aber in dem öffentlichen Leben, das sie lebendig durchdringt als die Schönheit seiner Erscheinung. Die He g e l s ch e Philosophie hat dann besonders Lie Idee des welthistorischen Volkes erfaßt, das der Weltgeist zum Werkzeug seiner geheimen Absichten und Pläne erwählt hat. Es ist der Gedanke, daß jedes Volk eine besondere Auf gabe und Bestimmung zu erfüllen hat, daß aber nur wenige Völker berufen sind, eine Rolle in der Weltgeschichte zu spielen. Können wir nun auch in den Einrichtun gen des faschistischen Staates Organisationen erschauen, die an römisches Vorbild erin nern? Der Senat des liberalen italienischen Staates ist beibehalten. Seine Macht und Würde war im Zeitalter der römischen Repu blik sehr viel größer, im Rom der Kaiserzeit dagegen waren seine Befugnisse wohl erheb lich geringer als die des Senats im faschisti schen Staatsgebäude. Ich möchte meinen, daß der Gran Consiglio, so neu und eigenartig auch seine Schöpfung ist, in seinem Grundge danken und auch in der Würde, die ihm ver liehen wurde, an den römischen Senat erin nert. Dieser Grundgedanke besteht darin, dem Wechselnden des staatlichen Lebens gegenüber das Moment der Dauer und des Dauerhaften zu offenbaren und Tradition und Erinnerung an großes schöpferisches Tun zu festigen und zu bewahren. Wie die katholische Kirche baut sich auch der faschistische Staat ans dem Prinzip der Autorität auf. Beide vertreten mit aller Entschiedenheit den Gedanken, daß das Volk in seiner großen Masse nicht regieren kann. Volksherrschaft führt immer zu ein seitiger Betonung p a r t i k u l a r e r I n t e r. essen. Der italienische Machtstaat ist ein Rechts staat und weist den Charakter der Gewalt und Despotie zurück. Und so vollenden sich in ihm alle jene Bestrebungen, die im Aufklärnngs- zeitalter darauf abzielten, den verschiedenen Staatsgewalten eine besondere Sphäre ihrer Unabhängigkeit zuzuweisen. Ass solche lassen sich unterscheiden die konstitutive, die exeku tive, die legislative und die richterliche Ge walt. Auch eine föderative Gewalt des Staa tes ist hervorgehoben worden, indem man zwischen einer inneren und äußeren Excku tive unterschied. Das Neuartige des Mussolinischen Gc- • dankens liegt ganz besonders in der sorg fältigen Trennung der legislativen mid exekutiven Gewalt. Die modernen demokratischen Staaten haben sich in der Weise formiert, daß die Exekutive immer mehr in Abhängigkeit von der Legislative geriet, die durch König, Senat und Parlament vertreten wird. Da nun die Macht des Königs immer mehr hinter der Macht des Parlaments zu rücktrat, so konnte man von einer Abhängig keit der Regierungsgewalt vom Parlament als der gewählten Volksvertretung sprechen. Es war eine Tat hoher politischer Weisheit, daß Mussolini der Exekutive ihre Freiheit und Selbständigkeit wiedergab, so daß sie als besonderes Organ neben den anderen Gewal ten besteht und nicht als Werkzeug einer fremden Macht mißbraucht werden darf.