% Der WâfrasssNksKgrsfz in Wim. às âaêķesîKrbrèè. '"t&4 40 Millionen Fronen oller Völker und Rassen .bilden die geschlossene Organisation des Interna tionalen Frauenbundes der soeben in Wien seine Generalversammlung abgehalten hat.. Seit Jah ren mehrte sich die Zahl der Länder, die sich den Zielen der Frauenbewegung und deren weltum spannenden Gedanken des Fortschrittes in der Entwicklung erschlossen und Bindung suchten zu .gemeinsamer Arbeit. Im Rahmen der Tagung fanden mehrere wichtige Konferenzen und öffent liche Versammlungen statt, wobei der vom Interna tionalen Frauenbund einberufenen Landfrauen- konferenz eine besondere Bedeutung zukommt. In allen Erdteilen haben sich bereits Landfrauen-Or- ganisationen gebildet, aus denen sich in absehbarer Zeit eine Weltorganisation konstituieren wird. Von Lady Aberdeen begrüßt und unter dem Vorsitz der Gräfin Margarete Keyserling!, Deutschland, wurde eine Reihe landwirtschaftlicher Probleme erörtert. Man hat dabei den Mangel der Organisationen der landwirtschaftlichen Bevölkerung hervorgeho ben und eine landwirtschaftliche Schulung, Be- kanntgebung der neuesten Forschungen durch die Vermittlung der Frau, durch Borträge etc. emp fohlen. Es konnte auch festgestellt werden, daß sich durch den Verdienst und die Arbeit der Landfrau Einkommen- und Lebens-Standard verbessert hat. Großen Beifall fand der Vortrag von Miß Fry- singer vom Landwirtschaftsministerium der Ver einigten Stalen. Die Vortragende beleuchtete die Markt- undAbsotz-Probleme,Standardisierung land wirtschaftlicher Produkte und betonte die Not wendigkeit fachlicher Schulung, Bildung und Er- holungsmöglichteiten für die Bäuerin zu schaffe». 700 Delegierte, darunter solche aus den fernsten Ländern der Erde waren erschienen, auch promi nente Vertreterinnen, bekannt auf dem Gebiet der Frauenbewegung, Wissenschaft usw. konnte man dort sehen. Wien als Kongreßstadt gab den Ver anstaltungen einen anmutigen Rahmen. — Der Begrüßungsabend in dem herrlichen Festsaal der Hofburg wurde zur Heerschau von Frauen eines Lunten Völkergemisches. Bundeskanzler Dr. Scho ber konnte mit Recht sagen „Meine Damen und nebenbei meine Herren"; neben der Präsidentin, Lady Aberdeen, sah man die greise Führerin der österreichischen liberalen Frauenbewegung, die 91- jährige Marianne Hainisch, und in den Reden, die die beiden „Großmütter der Frauenbewegung", wie Alice Salomon geäußert haben soll, hielten, wurden die Erinnerungen lebendig, die auf Jahrzehnte zu rückreichen. Was die zweite Frauengeneralion an Arbeit leistete, kam in den Berichten zutage, die von den zehn Kommissionen des Internationalen Frau enbundes betreffend ihre Tätigkeit, innerhalb der letzten Geschäftsperiode erstattet worden sind; es wurden aus den großen Fragenkomplexen heraus Anträge erstattet, die z. B. besonders was weib liche Polizei, Schutz- und Heiratsalter betreffend, bemerkenswert sind, ferner die Schaffung eines Versicherungssystems für weibliche Auswanderer angeregt. Mme. Avril de St. Croix schlägt zum Studium die Frage der Ausweisung und Wieder- einbllrgerung fremdländischer Protestuierter vor. Ueber Kamps gegen Mädchenhandel, aber auch über Kindeswohlfahrt, Volkshygiene, Lichtspielwesen u. a. m. wird gesprochen und selbst die Frauenstimm rechtalliance, deren Präsidentin Mrs. Corbett Ash by, eine der bedeutendsten und sympathischsten Er scheinungen des Kongresses ist, muß infolge ihres er weiterten Programms, das auf staatsbürgerliche Frauenarbeit übergreift, zu einer Art Arbeitstei lung und -Vereinigung mit dem Internationalen Frauenbund gelangen! Von großem Interesse sind die Berichte der Delegierten des Völkerbundes, be sonders auch der Vortrag, den in einer privaten Wirtschaftskonferenz unter Vorsitz des Handels ministers Dr. Michael Hainisch Sir Arthur Salier vom Völkerbundssekretariat über „Wirtschaftliche Faktoren und Weltfrieden" hielt. Vom Jnter- nätionalen Arbeitsamt war Mlle. Mundt entsandt; man konnte klar die Bedeutung der Fühlung von Frauenbewegungen mit diesen großen internatio nalen Zentren erkennen. — Großen Eindruck auf die Oefsentlich-keit machte der Abend der Jugend, die als dritte Generation auf den Plan trat, als Rednerinnen Alice Salomon, Mme. Pichon Lan- drey. Miß Cristitsch und eine begabte junge Oester reicherin, Fräulein Christel Beck-Mauagetta; die Themen der Reden in Frageform, das letzte Thema „Was wir jungen von der Frauenbewegung er warten?" — Abgeklärt hingegen klangen die Rü den am Abend des 3. Juni: „Frauen als Vermitt lerinnen internationaler Verständigung", Dr. Va leria Parker (amerikanische Nationalökonomin), Mlle. Shebeko, ehemaliges Reichstagsmitglied (Po len), Miß Cornelia Sorabji, Rechtsanwältin (In dien), die glänzende Rcdnerin Prinzessin Cantacu- zene (Rumänien) und Gertrud Bänmer mit einem hervorragenden Referat, behandelten das aktuelle Thema. Daurch olle Referate zog der Friedens gedanke, im Einklang mit der „goldenen Regel" des Internationalen Frauenbundes. „Tu du an dern, wie du willst, daß man dir tue.* — An diesem Abend kam auch das englische Parlamentsmitglied Mr. Clive Morrifon-Bell zum Wort, der ein Modell gefchafen hat, das in proportioneller Veran schaulichung die Zollschranken, zeigt, die die Völker voneinander trennen. Dieses Modell war im Vestibül der Hofburg zu besichtigen. — Alan kann dem Kongreß auch die große optische Wirkung nicht absprechen, die er auf die Oefsentlichkeit ausübte; dem tiefer Blickenden bleibt die Frage offen, wie wird die Entwicklung der Zukunft fen?, wo sich die sogenannten Frauenfragen immer mehr ver zweigen. Daß da die weltanschauliche Einstellung nicht übersehen werden kann, lehrt bereits die Ge genwart; im Hinblick auf weltanschauliche Ein stellung hat die katholische Fraucnovganisation Oe sterreichs, die kurz vorher au dem katholischen in ternationalen Fvauenkongreß in Rom teilgenom men hat, von einer offiziellen Beteiligung an dem Wiener Kongreß abgesehen. — Zu dem Frauenhand buch, das vom Bund österreichischer Frauenver eine gelegentlich dieses Kongresses langer Hand vor bereitet, herausgegeben wurde, hat die sozialdemo kratische Frauenbewegung ein ihren eigenen Stand punkt vertretendes sozialistisches Gegenstück ge wissermaßen als Begrüßung des Kongresses erschei nen lassen. — In verschiedener Form ist also An regung von dieser großen Frauentagung ausge gangen, und eine Reihe offizieller Empfänge, künstlerischer Darbietungen, interessanter in die Togungsmaterie einschlägiger Besichtigungen haben das bunte bewegte Bild dieser letzten Wiener Kon greßzeit noch verschönt und es ist zu hoffen, daß damit den Frauenfvagen und vor allem der Völker verständigung ein neuer Erfolg beschieden sein wird. Olga Rudel-Zeynek. Berlin: Die Generalversammlung às Ver bandes Deutscher Erzähler wählte u. a. 2 Frauen als Beisitzerinnen und zwar Vicki Baum und Clara Vieüig. Vereinigte Staaten: Die Landwirtschaftliche Fakultät an der Universität Wisconsin stiftete 1909 fünf jährliche Preise für Persönlichkeiten, die sich während des Jahres besonders um die Landwirt- ichaft verdient gemacht haben. Dieses Jahr emp fingen zwei Frauen Preise: Mrs. Meredith, wel che die Familienfarm nach dem Tode ihres Gatten allein leitete und besonders die Viehzucht ent wickelte; ihre Tiere erhielten mehrfach Preise auf Ausstellungen; — ferner Mrs. Hamrahan, die eine Farm in äußerst schlechtem Zustand übernahm und sie zu hoher Blüte brachte. London: Wie berichtet, wird die Londoner Polizei demnächst acht Frauen für den Detektiv dienst anstellen. Diese Detektivinnen werden sich mit von Frauen verübten Verbrechen besassen und außerdem in Fällen von Mädchenhandel sowie beim Verkauf von Rauschmitteln Untersuchungen durch führen. BuchcmpfchlkMA. Führende Frauen Europas. Im Verlag <£. Reinhardt, München, erschien der zweite Band des von Elga Kern herausgegebenen Werkes, das Selbstdarstellungen bedeutender Frauen aus den verschiedensten Ländern und Arbeitsgebieten ent hält. (Preis 7.50 Rm.) Dieser Band umfaßt 25 Beiträge; man trifft aus Namen, die man im ersten Band vermißte, so namentlich Ricarda Huch, die eine einfache sachliche Schilderung ihres Werdegangs gegeben hat. Enrica von Handel-Mazetti findet Worte über das unbeschreibliche Glück des Schaf fenden, die ihr alle schöpferischen Frauen nach fühlen werden. Eine reizvolle kleine Dichtung ist die Jugend- und Heimatschilderung der Französin Colette. Die Chemikerin Professor Andronikow- Wrangcll gibt eine Rückerinnernng an die Bolsche- wlstenherrschaft in den baltischen.Provinzen, die die Forscherin in schwere Gefahr brachte. Marianne Hainisch, die mehr als 90 jährige österreichische Frauenführerin, die Moskauer Physiologiepro fessorin Lena Stern, Helene Vacaresco, die rumä nische Völkerbundsdelegierte, Margherita Sar- fatti, die Bigraphin Mussolinis, die tschechische Senatorin Plaminkowa seien besonders erwähnt. Auch wenig genannte Namen findet man, denn dis Herausgeberin sieht es als ihre Hauptaufgabe an, der Allgemeinheit zu zeigen, daß es auf allen Kul turgebieten Frauen gibt, die Spitzenleistungen voll bringen, also häufig solche, die außerhalb ihres Fachkreises unbekannt sind. Die Schwierigkeit der Auswahl zeigt sich natürlich auch in diesem Band; immer werden die verschiedenen Richtungen, Be strebungen, Weltanschauungen finden, daß sie nicht genügend oder überhaupt noch nicht berücksichtigt sind. Auch ist der Begriff der „Führenden Frau" nicht auf die Mehrzahl anwendbar. Doch bleibt dem Leser der Eindruck tapferen zielsicheren Stre- bens und bedeutender Leistungen und das ist schließ lich das Wesentliche. Johanna Dewitz. Vsm Màè Schàihess LàrrSwà. Die Jahresberichte der kolonialen Frauenver eine zeigen, daß Rendsburg verhältnismäßig große Ortsgruppen besitzt. Gewiß ist darum auch hier für Schriften Interesse, die vom Leben und Wirken Deutscher im fernen Ausland berichten. Eine be- sondere Stellung in diesem Schrifttum nehmen die Werke Albert Schweitzers ein. Und wer seine Werke, Zwischen Wasser und Urwald, Mitteilungen aus Lambarene; Aus meiner Kindheit und Ju gendzeit; Perfall und Wiederaufbau der Kultur. Beckfche Verlagsbuchhandlung, München, kauft, hilft mit au seinem Lebenswerk, denn ihr Erlös fü. | diesem zu. Wer ist denn Albert Schweitzer und wer ist sein Werk? In dieser Zeit der Skandale und der Geldgier wirkt es fast wie ein Wunder, seine Geschichten zu hören. Und wir Deutsche dürfet stolz und dankbar sein, daß „er unser ist". Albert Schweißer wurde schon frühzeitig Professor der Theologie — den Dr. phil. hatte er sich auch schon erworben — an der Universität Straßbuvg. Außer dem war und ist er einer der besten Orgelspieler Deutschlands, ein hervorragender Bachkenner, Ver fasser eines in 3 Sprachen übersetzten Buches über Ioh. Seb. Bach. Mit 30 Jahren fängt er an, neben seiner Lehrtätigkeit auch noch Medizin zu studieren und wird 1913 Dr. med. Und dann — gibt er alles in Deutschland auf, seinen Lehrstuhl, seine Musik, seine Schriftstellerei, Heimat und Freunde, um nach Zentral-Afrika zu gehen und dort den Kranken zu helfen, von deren großer Not er gehört hatte. Das Gleichnis vom reichen Mann und ar men Lazarus läßt ihn nicht mehr los: vier Euro päer mit allen Mitteln der Wissenschaft sind der reiche Mann, die Schwarzen, zumal die Zentral- Asrikas, in der Heimat der Schlafkrankheit, leiden Not körperlich und seelisch wie der arme Lazarus. Es ist für Schweitzer ein Gebot christlicher Nächsten liebe, zu helfen, wo die Not am größten ist. Alles, was sein Bach-Buch und seine Orgelkonzerte ein gebracht haben, widmet er seinem Hilfswerk, das durch die Güte vieler Freunde in Deutschland und anderer Länder für mehrere Jahre sichergestellt ist, und schisst sich mit seiner Frau, die die Kranken pflege erlernt hat, 1913 nach Lambarene im Kon- gogebiet ein, wo ihm auf dem Gebiet der franzö sischen Missionsstation ein Haus zur Verfügung ge- < stellt wird. Von seinem ersten Arbeitsja.hr be richtet sein Buch: Zwischen Wasser und Urwald, weiteres schildert er in den „Mitteilungen aus Lambarene". Er findet so erdenklich viel Not vor, daß seine Tage immer zu kurz für alle Arbeit sind. „Daß ich die Tage der Qual von ihnen nehmen darf, das ist es, was ich als die größte Gnade empfinde, denn der Schmerz ist ein schlimmerer Herr als der Tod." Die Bescheidenheit, die auch aus diesen Zeilen spricht, ist der Grundzug seines Charakters, er ist das Werkzeug, Gott gibt Kraft und Gnade. Er ist nicht nur Arzt, er ist auch Missionar. Er sieht, was ein Europäer ohne eigenen Augenschein nie glauben würde, wie grausig das Leben der armen Menschen ist, die ihre Tage in Furcht vor Fetischen verbringen. Da hält er es für Menschen pflicht, den primitiven Völkern eine neue Weltan schauung zu bringen. Auch der größte Skeptiker, meint Schweitzer, würde an Ort und Stelle Freund Ban Kerr Leide« emes weiblichen Genres. Vigee Le Brun, wohl die berühmteste fran zösische Malerin, hat in ihrem Leben eine große Anerkenung, aber auch viel Neid, Mißgunst und Verleumdung erlebt. In ihren Lebenserinnerungen klagt sie immer wieder über die Verleumdungen, die man gegen sie ausstreute. Das unglaublichste war wohl die Behauptung, ihre Bilder feien gar nicht von ihr, sondern von einem männlichen Maler, M. Menageot, obschon dieser eine völlig entgegen gesetzte Art zu malen hatte. Auch malte Vigee Le Brun vor allem Portraits, und alle diese Per sonen, die ihr gesessen hotten, waren Zeugen ihres Schaffens. Man sieht, in welchem Maße sich die Bosheit über die Leistungen einer Frau auswirken kann. „Obgleich ich das harmloseste Geschöpf war, das je existierte", schreibt die Malerin selbst, „so hatte ich doch Feinde; nicht allein waren mir einige Frauen böse, daß ich nicht so häßlich war wie sie, auch mehrere Maler konnten es mir nicht verzei hen, daß ich eine große Zugkraft auf das Publikum ausübte — und daß meine Bilder teurer bezahlt wurden als die ihren. Daraus folgte, daß man mir tausenderlei Dinge nachsagte, von denen mich eines tief betrübte. Kurze Zeit vor Ausbruch der Revo lution malte ich M. de Calonne und stellte sein Portrait im Salon aus; ich hatte den Minister sitzend, bis zur halben Höhe der Beine gemalt, was Mademoiselle Arnault, als sie es betrachtete, zu dem Ausspruch veranlaßte: „Madame Le Brun hat ihm die Beine abgeschnitten, damit er am Platze bleibt." Leider war dies witzige Wort nicht das einzige, zu dem mein Bild Anlaß gab, ich sah mich bei dieser Gelegenheit Verleumdungen der schlimm sten Art ausgesetzt. Zuerst wurden tausend abge schmackte Geschichten über die Bezahlung des Bil des in Umlauf gesetzt. Die einen behaupteten, der Generalkontrolleur hätte mir eine große Anzahl in Kassenscheinen eingewickelter Bonbons zugeschickt, andere sagten, daß ich in einer Pastete eine Sum me Geldes, groß genug, um den Staatsschatz zu ruinieren, erhalten, schließlich tausend Lesarten, von denen eine so lächerlich war als die andere. Tatsache ist, daß M. de Calonne mir viertausend Francs in Kassenscheinen in einer Dose schickte, vie auf zwanzig Louisdor geschätzt wurde. Einige von denen, die zugegen waren, als ich die Dose erhielt, leben noch und können es bestätigen; mau wunderte sich sogar über die geringe Summe, da ich nur kurz zuvor von M. de Beaujon, den ich in derselben Größe gemalt hatte, achttausend Francs erhielt, ohne daß jemandem eingefallen wäre, diesen Preis zu hoch zu finden. Jdessen wurde dies Thema von böswilligen Menschen immer wieder zu neuen Klatschereien ausgesponnen. Man beschuldigte mich in Schmähschriften, mit M. de Calonne in intimen Verhältnissen zu leben. Ein gewffser Gorsas, der, wie man mir sagte, ein wütender Jakobiner sein sollte, den ich aber niemals gesehen habe, stieß schreckliche Lästerungen über mich ans". Die Ma lerin war um so betroffener über die Verleumdun gen, als sie ein ziemlich einfaches Leben führte und Herr de Calonne ihr auch nie verführerisch erschien, „denn er trug von Amts wegen eine Perücke. Eine Perücke! Stellen Sie sich nur einmal vor, wie ich, mit meiner Liebe für das Malerische, mich an eine Perücke hätte gewöhnen sollen! Ich habe stets ein Grauen davor gehabt, so daß ich eine sehr reiche Heirat ausschlug, nur weil der Bewerber eine Pe rücke trug, und nur ungern malte ich solche Her ren." Die Künstlerin war mit einem Manne ver heiratet, der sich des ganzen Geldes, das sie ver diente, bemächtigte, ohne es nötig zu haben. Sie hatte oft nicht mehr als 6 Francs in ihrem Besitz, obfchon sie große Summen mit ihren Bildern ver diente. Doch lassen wir die Malerin mit den ei genen Worten der Erinnerung sprechen: „Im Jahre 1788 malte ich das Bald des schönen Prinzen Lu- bomirski, damals ein Jüngling; seine Tante, die Prinzessin Lubomirfta, schickte mir dafür zwölf- tausend Francs, ich bat Herrn Le Brun. mir zwei Louis davon zu lassen, er schlug es mir indessen ab und behauptete, er bedürfe der ganzen Summe, um gleich einen Wechsel -damit einzulösen. Ge wöhnlich kassierte übrigens M. Le Brun das Geld selbst ein und versäumte sehr oft, es mir zu sagen. Ein einziges Mal in meinem Leben habe ich — es war im September 1789 — das Geld für ein Por trait erhalten, es war das von Bailley de Cruffol, der mir hundert Louis schickte. Glücklicherweise war mein Gatte nicht zu Hause, so konnte ich die Summe behalten, die mir nur wenige Tage später (den 5. Oktober) dazu -diente, noch Rom zu gehen." Die Künstlerin malte auch ein großes Bild der Königin Marie Antoinette mit ihren Kindern. Der König wollte ihr das'Ordensband des Saint-Michel verleihen, das nur an Künstler und Gelehrte ersten Ranges verliehen wurde. „Gerade damals hef teten sich die gehässigsten Verleumdungen an meine Person, ich fürchtete daher, daß durch eine so hohe Auszeichnung der bereits erregte Neid den Gipfel punkt erreichen würde, und von Dankbarkeit durch drungen bat mich dennoch M. dÄngevilliers, alles aufzubieten, um den König von dem Vorhaben ab zubringen, mir die hohe Gunst zu gewähren". — Obschon Bigee Le Brun einfach lebte, wurde ihr gern Verschwendung unterstellt. Don einem kleinen Fest, das ihr 15 Francs gekostet hatte, erzählte man zuerst in Paris, daß es 20 000 Francs ge kostet hätte, allmählich brachte das Gerücht es sogar auf 80 000 Francs. Einen ihrer Pariser Ver leumder, den sie persönlich nie gesehen, von dessen ungünstigen Reden sie aber gehört, traf sie in Pe tersburg. Er besuchte eine Freundin, bei der sie sich gerade aufhielt und sie versteckte sich hinter dem Vorhang. Die Freundin brachte nur die Rede auf Vigee Le Brun, da trat diese hervor und sagte: „Mein Herr, Sie kennen also Madame Le Brun sehr gut?" Er ist nun gezwungen, Ja zu sagen — „Das ist doch seltsam", fahre ich fort, „denn ich, mein Herr, bin Madame Le Brun, dieselbe, die Sie verleumdet haben, und ich sehe Sie heute zum erstenmal in meinem Leben." Diese Worte machten einen solchen Eindruck auf ihn, daß ihm die Knie schlotterten. Er nahm seinen Hut, ging hinaus und ward seitdem nicht wieder gesehen, denn in den besten Häusern wurde der Befehl erteilt, ihn an der Tür abzuweisen. In Petersburg fand die Künst lerin viel Beifall, die große Katharina unterstützte sie, aber ihr Günstling Zuboff, ein Mann von 21 Jahren, verfolgte sie mit seinem Haß. Die Malerin malte das Bild der beiden Enkelinnen der Kaiserin Katharina in einfacher griechischer Gewandung. Darauf ließ der Günstling Zuboff ihr sagen, daß Ihre Majestät an der Kostümierung Anstoß ge nommen hätte. Das Bild wurde nun ganz verän dert, dann erst erfuhr die Malerin, daß Zuboff ihr einen Streich gespielt habe. Es blieb aber nicht bei diesem einen, Vigee Le Brun erzählt noch einen andern: „Um das Portrait der Großfürstinnen und andere meiner Arbeiten zu sehen, kamen eine Menge Menschen zu mir. Da ich nicht meine gan- zen Vormittage verlieren wollte, hatte ich den Sonntag dazu bestimmt, mein Atelier zu zeigen, wie ich es stets in allen Ländern, in denen ich gewesen, getan. Meine Wohnung lag dem Palast gegen über, alle diejenigen also, die der Kaiserin ihre Aufwartung gemacht, hatten nur nötig, ihre Wa gen wenden zu lassen, um gleich darauf vor meiner Tür halten zu lassen. Zuboff, der augenscheinlich nicht begreifen konnte, daß man sich in Massen zu einer Malerin begab, um Bilder bei ihr anzusehen, sagte eines Tages zu Ihrer Majestät: „Sehen S''e nur, Madame, man macht auch Madame Le Brun den Hof, sicherlich sind es Stelldicheine, die man sich bei ihr gibt". Zu meinem Gluck glitt die böse Rede an dem hohen (Seifte, an den sie gerichtet, ab. Die Kaiserin schenkte den Worten ihres Günstlings, in denen so viel Ungeschicklichkeit und Hinterlist lagen, keine Aufmerksamkeit, aber der Prinz von Nassau hate sie vernommen und teilte sie mir gleich mit, so entrüstet war er darüber". — Die Verleum dungen, denen die qroße Malerin ausgesetzt war, haben ihr manches Mal „das Berühmtsein" verlei det, besonders, so lagt sie selbst, wenn man das Un glück hat, Frau zu sein. Und hat man denn je erlebt, daß ein großer Ruf, welcher Art er auch sei, nicht Mißgunst hervorgerufen hätte? Dr. M. Vaerting.