260 Il. Chirurgie und Ophthalmologie. Februar die Grösse eines Kronenthalers erreicht. Die Kranke drang jetzt wieder auf eine Operation, wozu sich L. auch ent- schloss. Die Exstirpation des carcinomatösen Hautstücks war mit keiner Schwierigkeit verbunden; durch zwei halbmondför- mige Schnitte bezeichnet und mit einem Haken hervorgezogen, wurde dasselbe durch einige Längenschnitte: von dem Zellge- webe freigemacht. Nachdem die äusserst geringe Blutung durch kaltes Wasser gestillt war, wurde die Wunde vor Anlegung der Binde mit Charpie gefüllt und mit einer Compresse be- deckt, Gleich nach der Operation befiel die Kranke starker Frost, das Gesicht war entstellt und kalter Schweiss bedeckte den ganzen Körper; bald darauf empfand sie auch in der Narbe sowohl, als in der neuoperirten Stelle, lancinirende Schmerzen, Es wurde eine Emulsion von Seminib, Papaveris albi mit Ni- trum verordnet, Die Nacht verzing fast ohne Schlaf, am Morgen war das Befinden jedoch besser und die lanecinirenden Schmerzen hatten nachgelassen. An der Narbe sah man nichts Aussergewöhnliches, die neue Operationsstelle war nur wenig entzündet; bald trat gute Eiterung und Granulation ein und in wenigen Wochen war die Wunde olıne bemerkenswerthe Zu- fälle vernarbt. L,. liess die Pillen aus Extract, und Herb. Co- nit maculati in steigender Dosis fortnehmen, so dass die Frau im April schon 40 Gran auf den Tag consumirte. Nach der er- sten Operation hatte sie an Volumen und Kräften bedeutend abge- nommen; nach der zweiten schien zwar ihre Korpulenz wieder- zukehren, die Kräfte aber abzunehmen. Besonders wurde ihr das Steigen der Treppen schwer und die Lust zur Arbeit war verloren. Im Juni klagte sie, dass sie eine Steifigkeit in allen Gliedern, und beim Gehen eine solche Empfindung verspüre, als wenn die Haut mit Wacßs überzogen wäre, Bei Besichti- gung ihres Körpers bemerkte L. dass die Haut, besonders in der Gegend der Operationsnarben und um die Fontanellen an den Armen, sich derber anfühlen liess und die "Epidermis sich hier und da abschuppte, Da die Kranke die frische Luft lange entbehrt hatte und ihr Körper nicht gewaschen worden war, so konnten diese Erscheinungen der Vernachlässigung der Hautcultur und dem Mangel an Bewegung beigemessen werden. Die Kranke nahm daher ein Bad und benutzte die schönen Tage zu Spatziergängen, jedoch ohne Erleichterung. Die Steifheit in den Gliedern nahm allmählig immer mehr zu, die ganze Haut fühlte sich derb an, wurde etwas uneben, verlor an Gefühl und bekam endlich eine grauliche Farbe, Um diese Zeit nahm die Kranke Coniumpillen zu 90 Gran am Tage, ohne dass sich im Mindesten Zufälle eingestellt hätten, welche nach grossen und anhaltenden Gaben dieses Mittels zu erfolgen pflegen. Da sich bis jetzt keine Contraindication eingestellt hatte, so liess L. die Kranke einen Tag um den andern eine zweizränige Pille