13 M. Keding, Weitere Untersuchungen über stickstoffbindende Bakterien. 285 in den Umlauf hineingezogen würde. Durch ihre Tätigkeit wird dem Boden stets ein bestimmter Gehalt an Stickstoffverbindungen garantiert. Wie oben erwähnt, konnte von Beijerinck Azotobacter aus Heidesand nicht isoliert werden. Ebenso konnte bis jetzt auch in Moorboden sein Vorkommen nicht festgestellt werden. Ich habe Erd proben aus 3 verschiedenen, in der Umgegend von Kiel gelegenen Torfmooren untersucht, nämlich aus dem Meimersdorfer, KI. Flintbeker und einem zwischen Selent und Hohenhütten gelegenen Moor. Die Proben waren wieder von der Oberfläche, aus 15, 30 und 45 cm Tiefe entnommen. Je 0,5 g von diesen Proben wurden in die üblichen stickstofffreien Nährlösungen gebracht. Nach 8 Tagen begannen sich allerdings die Kulturen zu trüben, aber Azotobacter war in ihnen nicht nachzuweisen. Dagegen waren Granulosebakterien und andere vorhanden. Das Fehlen von Azotobacter in Torfmooren wird durch die saure Reaktion des Bodens erklärt. Freie Säure hindert sein Wachstum und läßt ihn nicht zur Entwickelung kommen. In stickstofffreien Nähr lösungen, denen ein Tropfen Orthophosphorsäure zugesetzt wurde, und die mit 0,5 g Gartenerde beimpft wurden, kam Azotobacter nicht zur Entwickelung; auch das Beimpfen mit Azotobacterkahmhäuten hatte keinen Erfolg. Im Sande der Meeresdünen wurde Azotobacter häufig gefunden. Das Gedeihen der Strandpflanzen scheint an das Vorhandensein dieses Spaltpilzes gebunden zu sein, was man aus dem ständigen Vor handensein in der unmittelbaren Nähe der Strandpflanzen schließen kann. Konnte es Vorkommen, daß er in Oberflächenproben zuweilen gänzlich fehlte, so war er doch stets reichlich vorhanden in Proben, die ich aus einer Tiefe von 15 bis 20 cm aus der unmittelbaren Nähe der Wurzeln von am Strande wachsenden Pflanzen entnahm. Vermutlich macht er sich hier die absterbenden Teile der Wurzeln zu nutze, indem er ihre Kohlenstoffverbindungen sich aneignet. Das Einsammeln der Proben geschah mit den üblichen eine gegenseitige Infektion verhindernden Kautelen. Die Nährlösungen, die im Autoklaven bei 120° 15 Minuten lang sterilisiert wurden, wurden mit 0,5 g Seesand geimpft. Nun zeigte sich, daß die Kulturen, die mit Impfmaterial aus der Nähe der Wurzeln beschickt waren, sich stets schneller und kräftiger ent wickelten als die übrigen. In dem anderen Impfmaterial schien Azotobacter häufig nicht sehr zahlreich zu sein, denn bisweilen dauerte es 15 bis 18 Tage, bevor eine Bakterientätigkeit in den betreffenden Kulturen sichtbar wurde. Der Formenreichtum trat in diesen mit Seesand beimpften Kulturen auffallend hinter den mit Erde beimpften zurück. In einigen Kulturen war mikroskopisch außer Azotobacter nur noch eine Begleitform zu unterscheiden, die als kleine Stäbchen und Doppelstäbchen stets mit Azotobacter ver gesellschaftet zu finden und nur schwer von ihm zu trennen ist. In anderen Kulturen kamen außer diesen noch kleinere und größere Kokken upd noch eine etwas größere stäbchenförmige Art vor. Untersucht auf das Vorkommen von Azotobacter wurde der Sand am Strande bei Friedrichsort, Möltenort und Stein an der Kieler Bucht. Azotobacter war in den meisten Proben (ausgenommen einige Oberflächenproben) vorhanden, so daß man annehmen darf, daß seine Verbreitung im Dünensande der westlichen Ostsee eine allgemeine ist. Die Tatsache, daß sich die Kulturen, die mit Sand aus der unmittelbaren Nähe von Strandpflanzen beimpft waren, schneller und üppiger entwickelten, als die übrigen mit Sand von anderen Stellen des Strandes beschickten, kann nur so gedeutet werden, daß eben Azotobacter an jenen Stellen weit zahl reicher ist als an diesen. Dadurch wird natürlich der Sand in der Umgebung der Strandpflanzen mehr mit Stickstoff angereichert werden als der übrige, und das Gedeihen der Pflanzen wird durch die Gegen wart dieses Spaltpilzes gefördert. Dieser Zuschuß an Stickstoffverbindungen wird den Strandpflanzen um so willkommener sein, als ja der Dünensand sehr wenig stickstoffhaltig im Vergleich mit anderen Boden arten ist, und Azotobacter wird sich gerne an jenen Stellen aufhalten, wo ihm die Kohlenstoffverbindungen reichlicher geboten werden als im humusarmen Sande. Im Kulturboden, wo durch regelmäßiges Umarbeiten für eine bessere Verteilung der Nährstoffe gesorgt wird, war eine solche Ansammlung der stickstoff sammelnden Bakterien in der Umgebung von Wurzeln von Anfang an nicht zu erwarten. Die Untersuchung mehrerer Exemplare von Smyrnium Olysatrum, Lunaria biennis, Lathyrus vernus, Phaseolus vulgaris und Pisum sativum bestätigten auch diese Vermutung. Die Pflanzen wurden mit den Wurzeln ausgezogen, die größeren Erdbällen durch Schütteln entfernt, und die zwischen den feineren Wurzeln haftende Erde als 28*